„Buße ist ein fröhliches Geschäft“ (Luther)

Psalm 51

Ein Lied Davids. Er dichtete es, als der Prophet Natan ihn wegen seines Ehebruchs mit Batseba zur Rede gestellt hatte. Gott, du bist reich an Liebe und Güte; darum erbarme dich über mich, vergib mir meine Verfehlungen!

Nimm meine ganze Schuld von mir, wasche mich rein von meiner Sünde!

Ich weiß, ich habe Unrecht getan, meine Fehler stehen mir immer vor Augen.

Nicht nur an Menschen bin ich schuldig geworden, gegen dich selbst habe ich gesündigt; ich habe getan, was du verabscheust. Darum bist du im Recht, wenn du mich schuldig sprichst; deinen Richterspruch kann niemand tadeln.

Ich bin verstrickt in Verfehlung und Schuld seit meine Mutter mich empfangen und geboren hat.

Das war mir verborgen; du hast es mir gezeigt. Dir gefällt es, wenn jemand die Wahrheit erkennt.

Nimm meine Schuld von mir, dann werde ich rein! Wasche mich, dann werde ich weiß wie Schnee!

Lass mich wieder Freude erleben und mit deiner Gemeinde jubeln. Du hast mich völlig zerschlagen; richte mich doch wieder auf!

Sieh nicht auf meine Verfehlungen, tilge meine ganze Schuld!

Gott, schaffe mich neu: Gib mir ein Herz, das dir völlig gehört, und einen Geist, der beständig zu dir hält.

Vertreibe mich nicht aus deiner Nähe, entzieh mir nicht deinen Heiligen Geist!

Mach mich doch wieder froh durch deine Hilfe und gib mir ein gehorsames Herz!

Alle, die dir nicht gehorchen, will ich an deine Gebote erinnern, damit sie umkehren und tun, was dir gefällt.

Gott, du bist mein Retter! Ich habe den Tod verdient, aber verschone mich! Dann werde ich laut deine Treue preisen.

Herr, nimm die Schuld von mir und löse mir die Zunge, dann kann ich deine Güte vor allen rühmen.

Tieropfer willst du nicht, ich würde sie dir gerne geben; aus Brandopfern machst du dir nichts.

Aber wenn ein Mensch dir Herz und Geist hingibt, wenn er mit sich am Ende ist und dir nicht mehr trotzt – ein solches Opfer weist du nicht ab.

Erweise doch Zion deine Liebe: Bau die Mauern Jerusalems wieder auf!

Dann wirst du auch wieder Freude haben am Opfer, das du uns vorgeschrieben hast, am Brandopfer, das wir dir ganz darbringen! Dann werden auf deinem Altar wieder Stiere verbrannt!

 

Der Psalm 51 ist einer DER berühmtesten Psalmen überhaupt. Es ist der sogenannte vierte Bußpsalm. Der Zusammenhang, in dem dieser Psalm entstanden ist, ist so stark mit "sex and crime" angereichert, dass man die ganze Geschichte schon beinahe als „nicht jugendfrei” einstufen muss. Ihr könnt es nachlesen in 2. Samuel 11 + 12.

Die Hauptakteure dieser Begebenheit sind König David und eine Frau namens Batseba. Die Geschichte ist schnell erzählt:

David war wieder mal in einer seiner zahllosen Feldzüge gegen irgendwelche Feinde verstrickt.

Während aber seine Soldaten weg waren und die feindliche Stadt belagerten, war David zu Hause geblieben in Jerusalem. Als er da so abends auf seinem Dachgarten spazieren ging, konnte David zufällig mit ansehen, wie ein paar Häuser weiter ebenfalls auf dem Dachgarten eine Frau ein Bad nahm. David muss bei diesem Anblick Stielaugen bekommen haben.

 

Jedenfalls schickte er seine Diener los, und erfuhr, dass sie die Frau des Uria war, der in Davids Armee gerade weit weg war und für David gegen die Ammoniter kämpfte. Dann ließ er sie holen und schlief mit ihr. Später dann ließ Batseba dem David ausrichten, dass sie von ihm schwanger geworden war. Also arrangierte David es, dass Uria Fronturlaub bekam, damit er heim zu seiner Frau konnte. Schließlich sollte Uria denken, dass das Baby von ihm selber sei. Aber Uria war ein unerwartet treuer Offizier, und er sagte: Ich kann doch nicht Fronturlaub machen, während meine Leute hier mitten in den heißesten Gefechten sind! Also befahl David dem Uria einen lebensgefährlichen und ziemlich aussichtslosen Sturmangriff auf die Ammoniter, bei dem Uria dann auch pflichtschuldigst ums Leben kam. Damit konnte David nun Batseba heiraten. Aber als das Baby geboren wurde, lebte es nur eine Woche. Dann starb es.

Keine Frage: Man muss noch nicht einmal Christ sein, um dieses Verhalten von David als eine riesengroße Sauerei zu empfinden. Das erste Unrecht war schon schlimm. Aber es setzt eine Lawine von weiterem Unrecht und immer mehr Lüge in Gang, die nötig werden, um das erste Unrecht durch weiteres fortgesetztes Unrecht zu vertuschen. Über dieser Verlogenheit und

Heimtücke sträuben sich einem alle Nackenhaare. Und was sagt Gott dazu?

 

In 2. Samuel 11, 27 steht: „Dem HERRN aber missfiel,was David getan hatte.” Ich glaube, dass das eine reichlich dezente Beschreibung ist für die Enttäuschung und den Schmerz im Herzen Gottes über das allzu offensichtliche und fortgesetzte Unrecht, dass David da getan hatte. Deshalb schickt Gott den Propheten Nathan zu David, damit Nathan David sagt, was Sache ist. Für Nathan ist das ein lebensgefährlicher Auftrag, denn Könige, die an der Ehre gepackt werden, wenn man ihnen Unrecht nachweist, können sich als unberechenbare Furien erweisen. Aber Nathan verpackt die Anklage Gottes gegen David höchst geschickt in eine neutral formulierte Fabel, bei der sich David auf Anhieb auf die Seite des Betrogenen schlägt. Und dann lässt Nathan die Katze aus dem Sack: Schau her, du selbst bist der Betrüger! Du selber bist es, der großes Unrecht getan hat!

 

Zuerst ist David uneinsichtig. Er streitet alles ab. Er tut so, als wenn nichts Besonderes passiert wäre. Aber dann merkt er, dass Nathan mit seiner Anklage wirklich Recht hat. So ist zunächst der Psalm 32 entstanden. Psalm 32, 3-5: „Denn als ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.”

 

Man kann Unrecht nicht einfach unter den Teppich kehren. Es wird immer unter der Oberfläche weiter rumoren. Das verdeckte Unrecht frisst um sich, so wie auch der Rost unter dem Lack weiter um sich frisst, bis er sich schließlich als riesengroße Rostbeule aufwölbt, um dann aufzubrechen. Dann erst sieht man das ganze Ausmaß der Zerstörung, die vorher auch schon da war - aber eben versteckt unter der Oberfläche. Genauso verheerend wirkt sich Schuld aus, die man versucht unter der Oberfläche zu halten. Psalm 32, 5 beschreibt die Erlösung davon:

„Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.”

Im Moment der Vergebung erkennt David auch die Tiefe und das Ausmaß seiner Verfehlung. Man hat fast den Eindruck, als wenn der Psalm 51 geschrieben ist, nachdem David eine Weile über die Tragweite seiner Schuld nachgedacht hat.

 

1. Sünde steht gegen Gott

Hier ist die Rede von Missetat, von Sünde, und davon, dass David sagt: „Ich habe übel vor dir getan”. Unsere Sünde betrifft nicht nur andere Menschen, sondern sie steht auch gegen Gott. Sie bewirkt aber nicht nur eine Trennung unseres Lebens von Gott. Sondern unsere Schuld fällt auch zurück auf unser eigenes Leben - in irgendeiner Art. Das deutet der Vers 4 in Ps. 51 an: „Wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von meiner Sünde; denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir.”

Das ist die erste wichtige Einsicht: Die Schuld klebt förmlich an mir. Sie steht mir immer vor Augen. Ich kann sie nicht aus eigener Kraft oder mit eigenen Bemühungen loswerden. Deshalb ist die Bitte an Gott der einzige Weg, um diesem Problem zu begegnen. David muss sogar bekennen, was in V.7 steht:

„Siehe, ich bin als Sünder geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.” Das heißt: Schon als ich geboren wurde, hatte ich die Neigung zur Sünde. Ich wollte sogar oft sündigen, obwohl ich wusste, dass es falsch ist und zerstörerisch.

 

2. Vergebung steht gegen die Sünde

In dem Moment, wo ich meine Schuld eingestehe, gebe ich auch Gott Recht. Ich sage: Ja Herr, du hattest Recht mit deinem Wort. Du hast nicht aufgehört, diese deine Wahrheit in leisen Worten in mein Herz hineinzusäen, so wie es in V.8 steht:

„Siehe, dir gefällt Wahrheit, die im Verborgenen liegt, und im Geheimen tust du mir Weisheit kund.” Bei der Vergebung werden unsere Sünden getilgt, also ausgelöscht, oder eben abgewaschen, so wie man Schmutz abwäscht oder rauswäscht.

Und noch etwas. Vergebung hat deshalb auch unmittelbar etwas mit Freude zu tun. Ja wirklich!

Luther hat nicht umsonst gesagt. „Buße ist ein fröhliches Geschäft.” Manchmal kann man fast spüren oder hören, wie einem Menschen die Steine der Schuld vom Herzen fallen.

 

 

3. Gott schenkt einen neuen Geist

David kommt hier zu einer ernüchternden Erkenntnis in doppelter Hinsicht. Einerseits: Er erkennt, dass er schuldig geworden ist vor Gott. Andererseits: Er weiß, dass er es wieder tun würde. Denn das menschliche Herz ist anfällig für die Sünde. Ist das nicht zum Verzweifeln? Hat man denn da überhaupt eine Chance? Ja, man hat!

David betet nicht nur um die Gnade eines „reinen Herzens”, also um die Vergebung seiner Schuld, sondern er bittet weiter:

„Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen und beständigen Geist.”(V.13).

Das Wort „schaffen” ist hier sehr wichtig. Es bedeutet „machen” in einem besonderen Sinne, und zwar ist es „schaffen” in demselben Sinne wie Gott am Anfang der Welt Himmel und Erde „schuf”. Denn das ist ein spezielles Wort, das ausschließlich Gottes schöpferisches Handeln beschreibt. Wenn ein Töpfer einen Topf „macht”, wird dafür ein völlig anderes Verb verwendet. Nur Gott, der HERR kann in einem Menschenleben in diesem Sinne ein „neues Herz schaffen”. Und ein „neues Herz” meint im Klartext einen neuen Menschen! Das ist unsere Chance. Gott macht unser Leben neu! Damit beschreibt David genau dasselbe, was Paulus fast 1000 Jahre später in 2.Kor 5, 17 so ausdrückt:

„Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.”

Nachdem wir also Paulus gelesen haben, können wir David hier noch tiefer verstehen. Der HERR selber ist es, der uns mit einem „willigen Geist” ausrüstet.

 

4. Nachfolge ist besser als jedes Opfer oder anders ausgedrückt:

Die äußere Form des Glaubens bringt gar nichts, wenn du nicht mit dem Herzen dabei bist. Du machst Gott keine besondere Freude damit, wenn Du in den Gottesdienst gehst, wenn du die Lieder mitsingst und wenn du am Ende einen großen Schein in die Kollekte wirfst. Diese Art der äußeren Frömmigkeit gab es damals auch schon. Man konnte nämlich im Tempel den Priester beauftragen, verschiedene Opfer darzubringen - und damit war der Form Genüge getan.

Deshalb steht hier der Abschnitt Psalm 51, 17-19 (siehe Psalm oben).

Zunächst mal geht es wieder um die Freude über Gott, die aus der Vergebung kommt. Natürlich, das kann nur Gott geben. Aber dann geht es weiter: Gott will im eigentlichen Sinne gar keine Schlachtopfer oder Brandopfer. Das sind im besten Falle äußere Zeichen, die eine innere Buße und Umkehr anzeigen sollen. Das was WIRKLICH wichtig ist, ist das was in deinem Herzen vorgeht! Damals wie heute!

Was ist Gott denn wichtig? Was möchte er gerne bei dir und bei mir sehen? Der Psalm redet von einem geängstigtem Geist und einem zerschlagenen Herzen. Aber das bedeutet nicht, dass Gott seine Freude daran hat, wenn wir in Panik oder in Lebensangst sind.

Vielmehr geht es hier um die bewusste Ehr-Furcht vor Gott. Das ehrfurchtsvolle Ernstnehmen der Heiligkeit und der Reinheit Gottes, mit der er uns begegnet und mit der er uns seine Gnade schenkt. Was ich hier mit schwachen Worten umschreibe, kann einen in Wahrheit tief erschüttern, und einen sogar in furchtsame Erschütterung bringen - vor allem dann, wenn man wie David erlebt hat, dass Gott selbst riesengroße Schuld vergibt - aus lauter Gnade und Liebe.

Aber zum Schluss steht dann wieder die Freude. Das erinnert mich an Römer 14, 17:

„Denn das Reich Gottes ist .... Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.”

- Erst kommt die Gerechtigkeit durch die Vergebung Christi in Dein Leben

- Danach kommt dann der Frieden Gottes weil Du gemerkt hast: die Last der Schuld ist weg!

 

- Und als Drittes kommt die Freude im Heiligen Geist, weil Du merkst: Gott hat Dir Vergebung und einen neuen Anfang gegeben.