Andacht zum Monatsspruch - März 2016

Jesus Christus spricht: Wie mich der Vater geliebt hat, so
habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! (
Joh. 15,9)

Der Schokoladenbrunnen der Liebe Gottes


In Köln, nicht weit weg vom Dom, direkt am Rhein, gibt es das Schokoladenmuseum. Eine der großen Attraktionen ist der Schokoladenbrunnen. Warme, flüssige Schokolade rinnt da über mehrere Ebenen von oben nach unten, verbreitet einen bezaubernden Duft. Als Besucher bekommt man eine Waffel, und die wird dort eingetaucht und so kann man Schokolade naschen.
Ein Gedicht. Und egal, wie viele Menschen an diesem Tag das Museum auch besuchen: Die Schokolade wird nicht alle! Ohne Ende quillt neue Schokolade von der oberen Öffnung hervor, fließt herunter und kommt unten bei mir an. Jeder kann sich bedienen, man muss nicht neidisch auf den Nebenmann sein, der eine etwas größere Portion bekommen hat. Es ist mehr da, als alle je brauchen...
Mich erinnert das, was Johannes in Kapitel 15,9 schreibt, an so einen überfließenden Schokoladenbrunnen der Liebe Gottes:
Jesus Christus spricht: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!
Die Liebe, die von Gott kommt, fließt weiter an Jesus, und von da an die Jünger, und diese geben die Liebe weiter an andere Menschen. Das alles scheint kein Ende zu haben; im Überfluss ist diese Liebe Gottes da. Keiner muss neidisch auf den Anderen schauen, weil der mehr abbekommt als man selbst, es ist ja genug für alle da. Weil jeder weiß, dass er nicht zu kurz kommen wird, gönnt er dem anderen jedes Stück dieser Liebe. Wo das passiert, da möchte man leben. So, wie mancher sich gerne mal über Nacht in dem Schokoladenmuseum einsperren lassen möchte, um dann buchstäblich in Schokolade zu baden, so ist der Evangelist Johannes einer, der immer wieder den Menschen den Mund danach wässrig macht, wie schön es ist, wenn wir Menschen Teil dieses Liebesbrunnens Gottes sind.


- Wenn ich erlebe, dass man mich wertschätzt; man mir sagt: Schön, dass es dich gibt, dass du mein Nachbar bist.
- Wenn ich erfahre, dass ich mich auf die Unterstützung und Hilfe der Anderen verlassen kann. In Kleinigkeiten und in den großen Krisen des Lebens. Menschen kommen vorbei, fragen, ob sie helfen können, erkundigen sich, wie es mir geht.
- Wo ich spüre, dass die Fehler, die ich mache, zwar wahrgenommen werden, aber nicht zum Thema des Dorftratsches werden, weil die Mitmenschen sich ihrer eigenen Unzulänglichkeiten und Schuld bewusst sind. Ich merke: Ich bin angenommen, so seltsam wie ich manchmal auch bin.
– Vielleicht darf ich es sogar erleben, dass andere Opfer für mich bringen, auf Freizeit verzichten, um mich zu unterstützen. Einen schrägen Blick riskieren, weil man sich bewusst auf meine Seite stellt und einem Gerüchtestreuer übers Maul fährt.


Wo Menschen ein Teil des Schokoladenbrunnens der Liebe Gottes werden, da lässt es sich gut leben. Da entsteht eine andere Welt, eine Gegen-Welt zu dem, was wir oft erleben. Da zählt das „DU” mehr als das „ICH”. Da ist der Andere wertvoll – einfach so; egal, ob er für mich „nützlich” sein kann.
Klingt das jetzt zu süß, zu rosarot, zu ideal? Freilich: Auch unter uns Christen ist dieses Bad in der von Gott geschenkten Liebe kein Dauerzustand. Manchmal gelingt es uns, und manchmal klappt es nicht. Jeder von uns wird solche Beispiele kennen, in denen er erlebt hat, wie Nächstenliebe ihm gut getan oder weitergeholfen hat; oder wie er selber in der Lage war, andern
etwas Liebe, Hilfe und Wertschätzung weiterzugeben. Und genauso wird er davon erzählen können, dass ihm von Mitmenschen übel mitgespielt wurde, dass man mit ihm nicht im Sinne der Liebe Gottes umgegangen ist. Vielleicht muss er sich auch eingestehen, manchmal selbst herzlos und lieblos oder gar mit bösem Vorsatz gehandelt oder geredet zu haben.


Regeln für die Liebe
Das Leben auf unserer Erde ist kein Ponyhof, und auch keine Schokoladenfabrik – darum hat der Predigttext bei Johannes noch eine zweite Hälfte. Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. (…) Das ist
mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe.
Von Geboten ist die Rede, die die Liebe regeln. Jesus beschreibt eine recht einfache Logik: Wer den Rahmen der Gebote nicht übertritt, der verlässt auch nicht den Bereich der Liebe. „Ich habe das so gemacht” sagt Jesus, „und ich will, dass ihr das genauso handhabt”. Regeln für die Liebe?!…
Das klingt ein bisschen seltsam. Ist denn die Liebe nicht gerade der Bereich, wo Freiheit, vielleicht auch Grenzüberschreitungen einfach dazugehören? Es heißt ja auch „grenzenlose Liebe”! Es kommt wohl auf die Regeln an. Wenn ich mir ansehe, welche Gebote unsere Bibel, unser Glaube kennt, dann sind das Regeln, die eher die Liebe schützen, als sie einengen…
Gottes Gebote geben unserer Liebe einen Schutzraum, eine Form und eine
Grenze. Wer das alles entgrenzen will und alles im Namen der Liebe
verkauft, der muss sich fragen lassen, welches Spiel er begründen oder in
Einklang bringen. Weil die Liebe zu machtvoll, aber eben auch verletzlich ist,
braucht sie diesen Schutz.


Liebe als Auftrag
Jesus sagt: „Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich
euch liebe”. Wer sagt, dass sich Liebe nicht „befehlen” oder „verordnen”
lässt – der muss sich von Jesus sagen lassen: „DOCH! Du sollst lieben. Das
ist dein Auftrag”. Das ist nicht gerade romantisch von unserem Herrn … aber
immer wieder lesen wir in unserer Bibel, wie Jesus uns die Liebe als Auftrag
gibt . „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst”. Du, Christ, das ist deine
Stellenbeschreibung! Deinen Nächsten! Nicht die Schönen. Nicht den, der
dir sympathisch ist. Nicht den, der schon 2000 Freunde auf facebook hat.
Nicht den, bei dem dir Helfen echt Spaß machen würde. Deinen Nächsten,
den, der grade mal vor deiner Nase auftaucht und bei dem du merkst: Da ist
„Liebe” angesagt.
Liebe kann dir sogar im Kaufland an der Kasse passieren. Da steht jetzt
zufällig diese sehr attraktive junge Frau hinter dir. OK, da fällt dir das mit der
Liebe nicht so schwer: Aber vor dir gibt es den anderen an der Kasse. So ein
Schnösel mit Anzug, Krawatte und gegeltem Haar . Du hast ihn vorhin auf
dem Parkplatz gesehen, wie er seine fette Kiste so geparkt hat, dass sie zwei
Parkplätze blockiert. 55 Euro kostet das, hat die Kassiererin gesagt. Seine
Angeber-Kreditkarte funktioniert irgendwie nicht, und er hat grade
mal 53 Euro in seinem Bugatti -Geldbeutel. Jetzt weiß der Held nicht, was er
machen soll, zaudert, überlegt hin und her, und hält den ganzen Laden auf!
Und du sollst in 10 Minuten deine Kinder am Kindergarten abholen.
Jesus sagt: Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich
euch liebe.
Und denkst du: Gott gib jetzt bitte ganz ganz viel von deinem
Schokoladenbrunnen der Liebe ab – denn ich merke, ich bin noch
blutiger Anfänger in Sachen Liebe.                                                  (nach Alexander Seidel)