Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? (Hiob 2,10)
Über Hiob hat fast jeder schon mal was gehört. Hiob war der Typ in der Bibel,
der irgendwo im Osten Palästinas lebt und durch einen komischen Deal zwischen Gott und dem Teufel alles verlor. Er verlor all sein Hab und Gut! Er verlor sein Vieh und damit seine Arbeit; sein Einkommen. Und das Schrecklichste was Eltern passieren kann; all ihre Kinder (7 Söhne und 3 Töchter) starben. Als wäre das noch nicht genug,
bekommt Hiob am ganzen Körper schlimmsten Hautausschlag und
Geschwüre. Hiobs Frau (ihr Name wird in der Bibel nicht erwähnt) hat all das
miterlebt – sie hat mitgelitten.
Ich stell mir die beiden als älteres Ehepaar vor, was recht wohlhabend ist –
die Kinder sind aus dem gröbsten raus und schon alle fast erwachsen und
dann passieren all die unglaublich tragischen Unglücke!
Als die Frau ihren Mann eines Tages so verwundet, krank und leidend sieht,
fragt sie ihn: "Willst Du wirklich noch weiter an diesem Gott festhalten??
Schau Dich doch um … Wo ist Gott denn? Mach Schluss mit Gott und stirb!"
– vgl. Hiob 2, 9
Was für eine verständliche Reaktion von einer tief verletzten Frau, die ihren
Mann wahrscheinlich täglich pflegte und versorgte. Ja, der Mensch hält mehr
aus, als er denkt … doch irgendwann, wenn alles zusammenbricht und die
Kacke einen zu begraben scheint, ein Unglück nach dem anderen passiert,
spätestens dann kommen Fragen und Zweifel: Kann es überhaupt einen
guten Gott geben, der das alles zulässt? Warum tut er nichts?
Hiobs Frau spricht aus, was viele denken, wenn sie das Kapitel Hiob in der
Bibel lesen!
Sie wünscht ihrem Mann das, was man einem Menschen wünscht, wenn er
sehr krank ist und schwer leidet: Sterben zu dürfen, erlöst zu sein vom Leid
und Schmerz. Doch Hiob denkt ganz anders als seine Frau und seine
Freunde, die übrigens ähnlich reagierten wie die Frau. Hiob nimmt das, was
ihm passierte, an. Weil er weiß: Gott ist trotz allem bei mir und er liebt mich!
Und so antwortete er: "Was du sagst, ist gottlos und dumm! Das Gute haben
wir von Gott angenommen, sollten wir dann nicht auch das Unheil
annehmen?" Selbst jetzt kam kein bitteres Wort gegen Gott über Hiobs
Lippen. – Hiob 2, 10
Aus menschlicher Sicht fragt man sich natürlich, wer von beiden ist
eigentlich der Dumme?
Hiob wird oftmals als Held dargestellt – was er ohne Zweifel ist. Seine Frau
hingegen wird oftmals in die negative Ecke gedrängt. Doch mal ehrlich, auch
sie verlor ihre Kinder, ihr Hab und Gut ….so viel Mist zu erleben und nicht
durchzudrehen, scheint fast unmöglich. Wenn sich einer oder beide das
Leben genommen hätte, wer hätte das nicht nachvollziehen können?!
Früher war der Mann der Versorger der Familie. Plötzlich aber musste Hiobs
Frau schauen, dass sie Geld ranschafft und die beiden nicht verhungern. Hiob
war zu krank und zu schwach, um zu arbeiten und für das nötige Einkommen
zu sorgen. Die beiden schlugen sich gemeinsam durch. Natürlich war es für
Hiob täglich neu eine Herausforderung, an Gott festzuhalten. Er schrie vor
seelischen und körperlichen Schmerzen, er rang mit Gott …. und doch hielt
er an ihm fest!
Nun das Ende der Geschichte – es gibt tatsächlich ein Happy End!
"Als Hiob für seine Freunde betete, da wendete der Herr für ihn alles zum Guten. Er
gab ihm doppelt so viel, wie er früher besessen hatte. Alle seine Brüder und
Schwestern und die früheren Bekannten besuchten ihn wieder. Sie aßen mit ihm in
seinem Haus und trösteten ihn wegen des Unglücks, das der Herr über ihn gebracht
hatte. Jeder schenkte ihm ein Silberstück und einen Ring aus Gold. Der Herr
segnete Hiob von jetzt an mehr als zuvor. Bald besaß er 14000 Schafe und Ziegen,
6000 Kamele, 1000 Rindergespanne und
1000 Esel. Er bekam auch wieder sieben Söhne und drei Töchter. Die erste
nannte er Jemima ("Täubchen"), die zweite Kezia ("Zimtblüte") und die dritte
Keren-Happuch ("Schminkdöschen"). Im ganzen Land gab es keine schöneren
Frauen als Hiobs Töchter; sie durften mit ihren Brüdern das Erbe teilen. Hiob lebte
noch 140 Jahre, er sah Kinder und Enkel bis in die vierte Generation. Schließlich
starb er in hohem Alter nach einem reichen und erfüllten Leben." Hiob 41, 10 – 17
Manche Wunden im Herzen von Hiob und seiner Frau werden Narben
hinterlassen haben. Narben, die schmerzen, mal mehr, mal weniger … und
doch blieben sie zusammen, erlebten gemeinsam neues Glück und Segen
und wurden als neue, andere Familie wieder glücklich.
Vielleicht hilft es Dir, Dein Bild über Hiobs Frau zu überdenken.
Ein Alte Frage begegnet uns in unserem Monatsvers: Warum lässt Gott Leid zu? Eine
existenzielle Frage, die jeden von uns berührt. Lest dazu auch den zweiten Artikel
von Volker Gäckle in dieser Ausgabe.