Andacht zum Monatsspruch - Oktober 2015

Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? (Hiob 2,10)

Über Hiob hat fast jeder schon mal was gehört. Hiob war der Typ in der Bibel,

der irgendwo im Osten Palästinas lebt und durch einen komischen Deal zwischen Gott und dem Teufel alles verlor. Er verlor all sein Hab und Gut! Er verlor sein Vieh und damit seine Arbeit; sein Einkommen. Und das Schrecklichste was Eltern passieren kann; all ihre Kinder (7 Söhne und 3 Töchter) starben. Als wäre das noch nicht genug,

bekommt Hiob am ganzen Körper schlimmsten Hautausschlag und

Geschwüre. Hiobs Frau (ihr Name wird in der Bibel nicht erwähnt) hat all das

miterlebt – sie hat mitgelitten.

Ich stell mir die beiden als älteres Ehepaar vor, was recht wohlhabend ist –

die Kinder sind aus dem gröbsten raus und schon alle fast erwachsen und

dann passieren all die unglaublich tragischen Unglücke!

Als die Frau ihren Mann eines Tages so verwundet, krank und leidend sieht,

fragt sie ihn: "Willst Du wirklich noch weiter an diesem Gott festhalten??

Schau Dich doch um … Wo ist Gott denn? Mach Schluss mit Gott und stirb!"

– vgl. Hiob 2, 9

Was für eine verständliche Reaktion von einer tief verletzten Frau, die ihren

Mann wahrscheinlich täglich pflegte und versorgte. Ja, der Mensch hält mehr

aus, als er denkt … doch irgendwann, wenn alles zusammenbricht und die

Kacke einen zu begraben scheint, ein Unglück nach dem anderen passiert,

spätestens dann kommen Fragen und Zweifel: Kann es überhaupt einen

guten Gott geben, der das alles zulässt? Warum tut er nichts?

Hiobs Frau spricht aus, was viele denken, wenn sie das Kapitel Hiob in der

Bibel lesen!

Sie wünscht ihrem Mann das, was man einem Menschen wünscht, wenn er

sehr krank ist und schwer leidet: Sterben zu dürfen, erlöst zu sein vom Leid

und Schmerz. Doch Hiob denkt ganz anders als seine Frau und seine

Freunde, die übrigens ähnlich reagierten wie die Frau. Hiob nimmt das, was

ihm passierte, an. Weil er weiß: Gott ist trotz allem bei mir und er liebt mich!

Und so antwortete er: "Was du sagst, ist gottlos und dumm! Das Gute haben

wir von Gott angenommen, sollten wir dann nicht auch das Unheil

annehmen?" Selbst jetzt kam kein bitteres Wort gegen Gott über Hiobs

Lippen. – Hiob 2, 10

Aus menschlicher Sicht fragt man sich natürlich, wer von beiden ist

eigentlich der Dumme?

Hiob wird oftmals als Held dargestellt – was er ohne Zweifel ist. Seine Frau

hingegen wird oftmals in die negative Ecke gedrängt. Doch mal ehrlich, auch

sie verlor ihre Kinder, ihr Hab und Gut ….so viel Mist zu erleben und nicht

durchzudrehen, scheint fast unmöglich. Wenn sich einer oder beide das

Leben genommen hätte, wer hätte das nicht nachvollziehen können?!

Früher war der Mann der Versorger der Familie. Plötzlich aber musste Hiobs

Frau schauen, dass sie Geld ranschafft und die beiden nicht verhungern. Hiob

war zu krank und zu schwach, um zu arbeiten und für das nötige Einkommen

zu sorgen. Die beiden schlugen sich gemeinsam durch. Natürlich war es für

Hiob täglich neu eine Herausforderung, an Gott festzuhalten. Er schrie vor

seelischen und körperlichen Schmerzen, er rang mit Gott …. und doch hielt

er an ihm fest!

Nun das Ende der Geschichte – es gibt tatsächlich ein Happy End!

"Als Hiob für seine Freunde betete, da wendete der Herr für ihn alles zum Guten. Er

gab ihm doppelt so viel, wie er früher besessen hatte. Alle seine Brüder und

Schwestern und die früheren Bekannten besuchten ihn wieder. Sie aßen mit ihm in

seinem Haus und trösteten ihn wegen des Unglücks, das der Herr über ihn gebracht

hatte. Jeder schenkte ihm ein Silberstück und einen Ring aus Gold. Der Herr

segnete Hiob von jetzt an mehr als zuvor. Bald besaß er 14000 Schafe und Ziegen,

6000 Kamele, 1000 Rindergespanne und

1000 Esel. Er bekam auch wieder sieben Söhne und drei Töchter. Die erste

nannte er Jemima ("Täubchen"), die zweite Kezia ("Zimtblüte") und die dritte

Keren-Happuch ("Schminkdöschen"). Im ganzen Land gab es keine schöneren

Frauen als Hiobs Töchter; sie durften mit ihren Brüdern das Erbe teilen. Hiob lebte

noch 140 Jahre, er sah Kinder und Enkel bis in die vierte Generation. Schließlich

starb er in hohem Alter nach einem reichen und erfüllten Leben." Hiob 41, 10 – 17

Manche Wunden im Herzen von Hiob und seiner Frau werden Narben

hinterlassen haben. Narben, die schmerzen, mal mehr, mal weniger … und

doch blieben sie zusammen, erlebten gemeinsam neues Glück und Segen

und wurden als neue, andere Familie wieder glücklich.

Vielleicht hilft es Dir, Dein Bild über Hiobs Frau zu überdenken.

Ein Alte Frage begegnet uns in unserem Monatsvers: Warum lässt Gott Leid zu? Eine

existenzielle Frage, die jeden von uns berührt. Lest dazu auch den zweiten Artikel

von Volker Gäckle in dieser Ausgabe.