Andacht zum Monatsspruch - Mai 2015

Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.

(Phil 4,13) 

Es gibt Menschen, die wollen einem einreden, als Jesus-Gläubiger müsse man grau, arm und leidend sein. Und Außenstehende stellen sich Christen oft auch so vor. Erscheinen viele Christen äußerlich nicht auch so in der Öffentlichkeit und im Gottesdienst, im Privaten, wie in der Gemeinde? Weltfremd, miesepetrig und mit Leidensmiene? Eine solche Haltung ist allerdings mit nichts in der Bibel zu belegen. Im Gegenteil. Gott, die reichste Person im gesamten Universum, ihm gehört alles Gold und alles Silber (Haggai 2,8), alle Kraft und Möglichkeiten: Er will, dass es uns bestens geht.

Es geht ein Virus in der Christenheit um. Der „Ich-kann-nicht-Virus“. Eine Einstellung, die geprägt ist von Zweifel und Unglauben, geprägt von einem Mangel an Vertrauen und Glauben an Gott. Der Teufel möchte uns einreden, wir wären wertlos und nicht im Stande, etwas richtig zu machen. Er möchte uns einreden, Gott wäre ein kleiner Gott, der nur kleine Dinge vollbringen kann. Leider ist dieser Virus auch noch hochansteckend.

Wir geben unsere zweifelnde Einstellung nur zu schnell an unsere Umgebung weiter. Zweifel an Gott und an seiner Macht verbreiten sich daher mit rasender Geschwindigkeit. Wir finden uns ab mit den kleinen Zahlen, richten uns ein in unbefriedigenden Situationen. Aber das ist nicht, wie Gott es haben möchte. Er will nicht, dass wir krank sind. Er möchte, dass wir gesunde und mutige Christen sind. Gott möchte von uns, dass wir positiv denken und genau das Gegenteil von diesem „Ich-kann-nicht-Virus“ haben. Yes we can! Nicht durch Selbsthypnose oder Augenwischerei. Sondern wir Christen haben allen Grund dazu, eine „Ich-kann-Einstellung“ zu haben.

Paulus schreibt im 4. Kapitel des Philipperbriefes von dieser „Ich-kann-Einstellung“, die uns Christen prägen sollte. Er kann sowohl mit viel, als auch mit wenig Besitz klarkommen. Er kann! Beides ist ihm vertraut. Er schreibt in Vers 12: Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden.

Doch er macht noch mehr. Er ermutigt die Gemeinde, dass den Christen trotz aller Widrigkeiten, die sie durchmachen, durch Christus alle Dinge möglich sind. In Vers 13 schreibt Paulus: Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht. Gott möchte von uns heute genau diese Einstellung haben – ganz egal, welchen Problemen wir auch gegenüberstehen mögen. Und Probleme sind ja gerade der Ort, an denen sich Gottes Möglichkeiten beweisen können.Wir können stark bedrängt sein, aber wir können immer sicher sein, dass Jesus für uns alles siegreich überwunden hat. „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ (Ps 18,30) Und mit ihm stehen wir immer auf der

Siegerseite. Selbst im eigenen Tod.

Alles vermag ich durch den, der mich stark macht. Allem bin ich gewachsen,

weil Christus mich stark macht.

Nicht meine Kraft, sondern die Kraft von Christus zählt. Fühle ich mich unfähig?

Da wird manchmal innerhalb von Stunden viel von uns abverlangt. Schaffe ich

die Prüfung? Schaffe ich die Arbeitsfülle? Wie soll ich die oder den akzeptieren,

der mir übel mitgespielt hat? Wie kann ich mit einer Krankheit umgehen? Wenn

ich mich unfähig fühle, mein Lebens zu bewältigen, dann zählt auch nicht meine

Kraft, sondern die Kraft von Jesus Christus. Gott will, dass wir leben, das Leben

haben. Darum ist er auch bereit, für uns zu leiden.

Wer liebt, lebt. Gott liebt dich. Gott lebt für dich. Das macht dich und mich fähig,

auch zu lieben. Fürbitte, inneres Mitgehen, Mitleiden, uns Mitfreuen, das

empfinden wir gegenüber Menschen, die wir gern haben. Je lieber wir eine oder

mehrere Personen haben, desto engagierter leben wir. Das ist das Gegenteil des

Drehens um sich selbst.

Wenn ich mich vor dem Sterben zurückdrehe, will ich nicht sagen: „Ich habs

versaut, mein Leben.“ Ich will sagen können: „Ich habe geliebt.“ Diese

engagierte Liebe können wir aber nicht selber produzieren. Ich muss mich nicht

anstrengen zu lieben, damit Gott mich annimmt. Ich muss nicht gut sein, damit

Gott mich akzeptiert. Ich muss nicht asketisch leiden, damit ich Gott gefalle.

Weil er mich bereits angenommen hat, werde ich erst fähig, mich und andere

anzunehmen. Weil er mich mit allen meinen Macken akzeptiert, werde ich erst

fähig, meine eigenen Schwächen und die Schwächen der Mitmenschen zu

akzeptieren. Weil ich ihm einfach so gefalle, werde ich auch bereit und fähig zu

leiden, wenn Liebe auch einmal Leiden oder Mitleiden bedeutet. Das ganze

Leben, das kann auch ein Leben mit Grenzen und Einschränkungen sein.

Es ist wie mit der Freiheit: Ganz frei bin ich erst in einer freiwillig eingegangenen

Bindung. In einer Bindung kann ich ganz ich selbst sein, mit all meinen

Schwächen. Ich muss nicht mehr darum kämpfen, geliebt zu werden. Ich muss

nicht in falschem Schein glänzen. Ich kann frei sein, ich selbst sein, wenn ich

mich an jemanden gebunden habe. Das gilt für meine Bindung an Gott und für

meine Bindung an Menschen.

Lieben kann ich, wenn ich mich aus freier Entscheidung an Gott binde. Dann erst

weiß ich, dass ich ganz und gar angenommen bin und dass ich auf der

Siegerseite des Lebens stehe. So wie Paulus.