Andacht zum Monatsspruch - Juni 2015

Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest.

(Gen 32,27) 

Ganz schön unverschämt klingen die Worte unseres Monatsverses auf unserer Titelseite, wird mancher denken. So kann man doch nicht mit Gott reden!

Erst recht, wenn man weiß, wer so mit Gott redet: Jakob, einer der Urväter des Volkes Israel. Der scheint den Hals nicht voll kriegen zu können und ein Segensjäger zu sein. Als hätte er die Hausinschrift gekannt: „An Gottes Segen ist alles gelegen“ sagt Jakob zu Gott: „Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest.“ (1. Mose 32, Vers 27.)

Da war zuerst die Sache mit Esau. Mit einem Essen erkauft er sich den Segen, der nach alter Familientradition seinem Bruder Esau zustand. Ihre Mutter unterstützt Jakob, dass er diesen Segen, als es ernst wird, auch tatsächlich erhält. Der Preis: Esau ist wütend. Jakob flieht aus Angst, Esau könnte handgreiflich werden.

Bei seinem Onkel in Haran kommt Jakob unter. Er heiratet, bekommt Kinder, bringt es zu Viehherden, denn Gottes Segen ist mit ihm. Jakobs Besitz wächst.

Nach 20 Jahren macht er sich mit seiner Familie und seinem Besitz auf, um in seine Heimat zurückzukehren. Sein Bruder war mit 400 Mann unterwegs. Jakob wusste nicht: Geht es gut aus oder werde ich mitsamt meiner Familie sterben? So schickte Jakob seine Herden, Knechte, Mägde und seine Frauen und Kinder schon mal über den Fluss Jabbok vor. Er selbst blieb noch zurück.

Es ist dunkel, da kommt eine unbekannte Person auf ihn zu und sie kämpfen. Nach allen Irrwegen, Umwegen, Auswegen des Jakob muss es auch dieses Mal gelingen, den Weg frei zu kämpfen. Also ringt Jakob mit dem Unbekannten. Sie raufen, ringen, rollen umher. Immer wieder, immer wilder. Jakob lässt nicht nach und so bricht schon die Morgenröte an. Die Nacht neigt sich und ein neuer Tag greift Raum. Jakob jedoch bleibt unbesiegt.

Bei diesem Kampf wird Jakob an der Hüfte verletzt, sie wird ihm verrenkt. Doch Jakob gibt nicht auf. Er will sich nicht unterkriegen lassen, auch nicht unter Schmerz und Schande. Er kämpft weiter mit dieser Person, bis die Morgenröte am Anbrechen ist. Da bittet diese unbekannte Person, die Gott in seiner menschlichen Gestalt war, ihn loszulassen. Dabei hatte er ihn doch angegriffen! Jakob sagt daraufhin: „Ich lasse dich nur los, wenn du mich segnest."

Den Segen bekommt er. Mehr noch: einen neuen Namen - Israel - Gottesstreiter! "Du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen!“ Nun weiß Jakob, dass er wirklich gesegnet ist.

Wieso das denn? Muss man den Segen Gottes aus ihm rausprügeln? Ich habe

immer gedacht, dass Gott gern gibt? Jakob wollte den Segen haben - koste es,

was es wolle! Und es hat ihn was gekostet, denn nach diesem Kampf war sein

Hüftgelenk kaputt.

Kennst du das: "Herr, segne mich..." - gut, jetzt gehen wir zum Alltag über.

"Herr, tu das und das" - tja, er hat es nicht getan, dann such ich halt nach einer

anderen Lösung. Wie ernst ist es uns? Inwiefern sind wir uns bewusst, dass wenn

Gott es nicht tut, nichts geschieht?

Jakob wusste es, er wusste, dass alles am Segen Gottes liegt. Er war mit ganzem

Herzen dabei und ich glaube, genau das wollte Gott sehen. Gott rückte nicht

sofort mit seinem Segen raus, weil er sehen wollte, wie weit Jakob dafür gehen

würde. Ich bin oft so furchtbar halbherzig... Ich bitte Gott, dass er mich

verändert und wenn er es nicht sofort tut, na ja, dann hat er es halt nicht getan...

Halbherzig!

"Ich lass dich nicht eher los, bis du mich gesegnet hast" ist die Haltung, die wir

eigentlich haben sollten. Nicht, weil es unglaublich geistlich ist, sondern weil es

schlicht unserem Bedürfnis entspricht. Wir müssen verändert werden. Gott muss

uns für unser Land segnen, weil sonst Millionen drauf gehen. Gott muss einfach

unsere Gemeinden beleben, weil wir sonst ein katastrophales Bild von seiner

wunderbaren Braut abgeben. Gott muss sogar unsere Halbherzigkeit und

Gleichgültigkeit wegnehmen, weil wir es selber nicht können. Deshalb: Schluss

damit!

Redest Du auch so mit Gott?

Du darfst es, ja du sollst es sogar. Freilich können wir Gott zu nichts zwingen.

Und es ist auch nicht richtig, im Nachhinein seine Wünsche und Pläne von Gott

noch schnell absegnen zu lassen. Doch Gott fordert uns immer wieder dazu auf,

im Vertrauen zu ihm zu kommen, auf ihn zu hören und das abzuholen, was er

uns ohnehin versprochen hat.

Kleb dir unseren Monatsvers an den Badezimmerspiegel. Leg ihn dir in deine

Bibel. Steck ihn dir in die Hand- oder Hosentasche. Es geht darum, dass du dran

erinnert wirst. Jedes Mal wenn du die Worte liest (egal wo und wann), dann bitte

Gott um seinen Segen. Das kann 20mal und mehr am Tag sein, mindestens so

nötig haben wir seinen Segen. Es soll uns in Fleisch und Blut (und nicht nur ins

halbe Herz) gehen! "Herr, segne mich, segne uns! Wir lassen nicht locker, bis du

es getan hast!" Und weißt du was: Er tut es gern!

Viele neue Erfahrungen beim Ausprobieren und eine gesegnete Zeit

miteinander und an den Stellen, an die Ihr gestellt seid, wünscht im Namen

unserer Mitarbeiter und Kirchvorsteher