Andacht zum Monatsspruch - Juli 2015

Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen. (Mt 5, 37) 

Was wird nicht täglich unbesonnen geredet: viel geredet, aber nichts gesagt. Unehrliche Höflichkeit und Notlügen, die als gerecht empfunden werden und doch das Miteinander vergiften. Viele gesprochene Worte sind belanglos und voller Lüge. Ein Vorwurf an die Politiker ist oft, dass sie um den heißen Brei

herumreden. Dabei trifft es uns auch oft selber. Sollte nicht Klarheit und Ehrlichkeit unsere Worte bestimmen?! Weil auf unsere Worte wenig Verlass ist, muss der Schwur her. Der aber gar nicht nötig ist:

Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.

Es klingt sehr strikt, sehr moralisch, was Jesus da anscheinend von seinen Zuhörern verlangt: Du musst absolut fest zu deinem einmal gegebenen Wort stehen! Aber liest man den Vers im Zusammenhang, dann wird deutlich, dass es nicht um Moral geht, sondern um Freiheit. Es geht Jesus um die Art, wie Gott immer wieder herbeizitiert wird, wenn etwas bekräftigt werden soll, es geht ums Schwören. Ihr sollt nicht schwören, keine Eide ablegen, keine besonderen Bekräftigungen eurer Worte unter Bezug auf Gott oder den Himmel. Das könnt ihr euch alles sparen, sondern seid so frei: Wenn ihr Ja sagt, dann bitte meint auch Ja und tut Ja - und das gleiche gilt für Nein. Ein Nein sei und bleibe einfach ein Nein. Seid eindeutig! Jedes Mehr ist unnötig, ja vom Übel!

Alle Worte sind wichtig! Jedes Wort hat eine Wirkung, ob es gut oder schlecht ist. Du kannst mit guten Worten segnen, heilen, versöhnen und helfen. Mit bösen Worten kannst Du auf Jahre hin verletzen, trennen, zerstören, verkümmern. Unsere Worte sind wichtig und haben große Auswirkungen (Jakobus 3, 5-6), auch ohne jeden Schwur. Aber glaubwürdig sollen wir sein. In unserer Rede und in unserem Tun. Heutzutage nennt man das „authentisch“, also echt.

Aber es ist ja gar nicht so leicht, echt und ungekünstelt zu sein. Sich selbst und den anderen nichts vormachen zu müssen. Aufrecht und, wenn es denn sein muss, auch unter Hinnahme von massiven Nachteilen zu seinem Wort zu stehen. Mich beeindruckt in dieser Hinsicht Dietrich Bonhoeffer, der auch kurz vor seiner Ermordung wegen seiner geradlinigen vom Vertrauen auf Jesus getragenen

Haltung standhaft blieb und dieses wunderbare Gedicht nach Hause schrieb, das wir vertont kennen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Das ist es auch, was Jesus uns nicht nur für unseren Umgang untereinander ans

Herz legt, sondern ebenso für unser Verhältnis zu ihm: Euer JA sei ein JA. Glaube

hat Auswirkungen.

Wer Ja zum Glauben und zum Leben in der Nachfolge Jesu sagt, muss aber auch

manchmal Nein sagen. So sagt Jesus sehr deutlich: „Niemand kann zwei Herren

dienen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Mt 6, 25) Und für die

ersten Christen gab es schon bald eine sehr ernsthafte Fragestellung. Ein Ja zu

Jesus Christus schloss eine göttliche Verehrung von Menschen aus. Ein Nein zum

Kaiserkult hatte für viele Christen deshalb den Tod in der Arena zur Folge. Bis

heute erleben Menschen Verfolgung wegen ihrem klaren Bekenntnis zu

Christus.

Was ist mir der Glaube wert? Gott sei Dank leben wir in Verhältnissen, wo diese

Frage nicht lebensbedrohlich ist. Um wie viel mehr sollte uns das dazu bewegen,

dem Glauben höhere, ja höchste Priorität in unserem Leben einzuräumen!? Wer

die Bergpredigt liest (Mt 5-7), spürt etwas von der Entschiedenheit, zu der Jesus

einlädt. Etwa dass die Liebe regieren soll, sogar die Feindesliebe! Und dass wir

den Menschen das tun sollen, was wir uns umgekehrt von ihnen wünschen. Und

eben, dass wir das auch sagen, was wir meinen. Dass dies Gottes Wille ist, davon

bin ich überzeugt und dazu sage ich von Herzen ein kräftiges Ja!

Er möchte, dass wir ihm nachfolgen und damit das Reich Gottes an die erste

Stelle setzen. Er verheißt seinen Segen denen, die darin konsequent sind (Mt. 6,

33). Aber auch wer für Gottes Sache brennt, braucht manchmal ein Nein, um

nicht auszubrennen. Dabei hilft mir: Das Entscheidende kann ohnehin nicht ich

tun, das bleibt Gottes Sache. Dabei darf ich wissen, dass Gott sein Ja zum Leben

spricht und sein Nein zu allen Todesmächten dieser Welt. Dem möchte ich mich

immer wieder anschließen – täglich neu.

Es gibt für Gott keine Kleinigkeiten, die unter den Tisch fallen, schon gar nicht in

der Beziehung zwischen ihm und mir. Ihm ist mein klares JA wichtig, das sich

äußert in dem, wie ich auf ihn höre, am Sonntag im Gottesdienst, in der Woche

beim Bibellesen oder beim persönlichen Gebet. Im Gegensatz zu mir weiß Gott,

wie viele Haare auf meinem Kopf sind und er weiß auch, wie oft ich das JA zu

ihm breche und was das böse Wort heute morgen mit meinen Kindern gemacht

hat. Doch auch hier heißt es echt, d.h. ehrlich zu sein und dazu zu stehen. Denn

Jesus sagt: „Bei Gott im Himmel ist mehr Freude über einen Sünder, der ein

neues Leben anfängt, als über neunundneunzig andere, die das nicht nötig

haben.“ Lukas 15,7