Andacht zum Monatsspruch - Dezember 2015

Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, 

mit Jauchzen! Denn der Herr hat sein Volk getröstet

und erbarmt sich seiner Elenden.

(Jesaja 49, 13)

Was sagst Du einem Trauernden? Welche Sätze fallen Dir ein, wenn Du einen Niedergeschlagenen wieder aufrichten möchtest? Wie tröstest Du? Kämest Du auf die Idee zu sagen: „Freue dich! Jubele! Jauchze!“?

Wohl eher nicht. Doch so hat Jesaja gesprochen, als sein Volk in der Gefangenschaft in Babylon an Euphrat und Tigris saß und weinte. (Ps 137,1) Sie hatten ihre Heimat verloren. Ihr Tempel war zerstört. Sie zweifelten, ob ihr Gott noch an ihrer Seite war. Sie trauerten um Familienangehörige, Freunde und Nachbarn, die man grausam umgebracht hatte. Gott lässt seinem Volk durch Jesaja diese Trostworte sagen: „Freut euch, Himmel und Erde; jubelt, ihr Berge! Denn der Herr hilft seinem Volk,

er hat Erbarmen mit den Unterdrückten" (GNB).

Möchtest Du so etwas hören, wenn Dir die Tränen über die Wangen laufen, wenn Du nicht weißt, wie Du die nächste Nacht ohne Beruhigungstabletten überstehen sollst, wenn es in Deiner Seele dunkel geworden ist? Möchtest Du dann aufgefordert werden, Dich zu freuen, zu jubeln, zu jauchzen?

Aber so ist das, wenn Gott selbst spricht. Gottes Wort ist oft so anders, als wir es erwarten; so gegen den Strich, so radikal anders, als wir es uns ausdenken könnten. Doch Gott vertröstet nicht, er tröstet wirklich.

Vertrösten, das sind so glatte Worte wie „Alles wird wieder gut!“ oder „Das wird schon wieder!“ oder „Nimm's nicht so schwer!“ oder „Da kannst du nichts machen. Das musst du tragen.“ Es klingt gut, ist aber eine Lüge: Es wird nicht alles wieder gut. Wenn jemand gestorben ist, dann kann manches wieder gut werden. Aber der geliebte Mensch ist tot und wird beerdigt und sitzt am übernächsten Morgen eben nicht wieder am Frühstückstisch. Das wird nicht wieder gut. Der Verlust bleibt. Wie soll man es nicht so schwer nehmen, wenn die Last der Trauer auf dem Herzen drückt? Allein wird man nicht mit Trauer und Elend fertig. Dafür braucht man die Hilfe von Freunden, Gemeinschaft und immer neue liebevolle Zuwendung. Vertrösten ist gut gemeinte Anteilnahme, aber eben kein wirklicher Trost und keine Hilfe.

Trost, wirklicher Trost, schenkt Hoffnung, begründete Hoffnung, Hoffnung die einen wirklichen Grund zu hoffen hat. Echter Trost zeigt das Licht am Ende des Tunnels. Echter Trost hilft wegzuschauen von den Fußspitzen, hilft den Blick zu erheben, hilft die Zukunft in den Blick zu nehmen. Echter Trost richtet auf, ermutigt, macht stark für einen Schritt vorwärts, heraus aus der

Trauerzone. Beim Propheten Jesaja steht, dass Gott tröstet, wie eine Mutter tröstet. (Jes 66,13)

Es geht hier erst mal um die Wiederherstellung Israels und die

Zurückbringung des ganzen Volkes Israel. Es geht also um nichts anderes als

um ein Wunder. Hier werden keine Märchen erzählt – nein: Wunder werden

wahr. Wir erleben es in dieser Zeit. Selbst aus Äthiopien kommen Juden in

einer großen Rettungsaktion (z.B. 1948 und 1984) ins Heilige Land. Das geht

bis heute so weiter. Faszinierend für mich und drei unserer Jungs kürzlich

selbst einmal in Israel zu sein und diese Hoffnung und Freude zu sehen und

Wunder zu erleben – Anfeindungen und Anschlägen zum Trotz.

Es ist überwältigend, dass Gottes Liebe größer ist als alle Trennung und

Schuld. Es ist überwältigend, dass er seinem Volk vergeben hat und es aus

allen Himmelsrichtungen und Nationen heimbringt. Es ist fast zum

Ausflippen. Der Prophet sagt: „Jauchzet ihr Himmel." Springt, tanzt und

singt. „Freue dich, Erde.“ Freut euch, ihr Erdenbürger über Gott, der sein

Volk getröstet hat. Gebt zu und fasst in Worte, dass Gott sich über euch

erbarmt hat. Gott hat einen Zug zum Niedrigen und Kaputten. In seinem

Sohn Jesus zieht er die Glaubenden und Hoffenden zum Himmel. Alle

Schöpfung soll und wird Gott preisen und loben. Das ist unser Amt, unsere

Berufung – so steht es im Neuen Testament.

„Lobet, ihr Berge mit Jauchzen.“ Wann wird das wahr?

Die Berge sind Gott nahe und sie sind auch oft Orte der

Gottesbegegnung. Aber fühlen wir auch, dass unsere Berge von

Sorgen und Problemen uns Gott nahe bringen? Gott macht nicht jeden

Berg eben und platt, aber er hilft mir, Berge zu bezwingen, und dann

gibt es nichts Schöneres, als oben auf dem Gipfel zu loben, zu jodeln und zu

jauchzen über den Gott, der mich leitet und begleitet und mit mir durch

Täler und über Höhen geht.

Wie oft hat er uns im Elend getröstet und wir haben es ihm nicht gedankt.

Wie oft hat er mild und barmherzig ausreichend Kraft für meine täglichen

Prüfungen geschenkt! Wie oft hat der Lebendige uns wieder heraus geliebt,

heraus gehievt aus tödlichem Kleinglauben und Hoffnungslosigkeit!

Haben wir nicht unendlich viel Grund zum Danken, zum Loben?

Gott schenke uns echte Begeisterung, die nicht überhört und nicht übersehen

werden kann. Gerade nicht in der heutigen Zeit der Umbrüche und

des Terrors. Das wird uns gut tun und allen Menschen, denen wir begegnen,

wenn wieder klar wird: Du, Gott, hast mich verändert, du hast mich froh

gemacht - Herr, ich lobe dich. Gott möchte uns trösten. Lassen wir es zu,

lassen wir uns berühren – denn das ist seit Urzeiten sein Name: TRÖSTER.