Andacht zum Monatsspruch - Oktober 2014

Ehre Gott mit deinen Opfern gern und reichlich,

und gib deine Erstlingsgaben, ohne zu geizen.

(Sir 35,10)

Ohne zu geizen und ohne Waffengewalt würde er seine Erstlingsgabe nie weggeben: Dagobert Duck, der steinreiche Onkel von Donald Duck in der berühmten Comicserie von Carl Barks.

Von Onkel Dagobert und seinem gigantischen Geldspeicher, in dem dieser „drei Kubikhektar Geld“ aufbewahrt, träumen vor allem die Jüngeren, aber auch die Älteren, die ihn kennen. Wer wollte nicht reich sein? Mittel- und Ausgangspunkt seines Reichtums ist sein sogenannter „Glückszehner“. Der Glückszehner ist Dagoberts Erstling, die erste Geldmünze, die die reichste Ente der Welt in ihrem Leben verdient hat, eigenen Angaben zufolge beim Schuheputzen.

Sein erster Taler, der Glückszehner, besitzt für Dagobert eine magische, fast schon religiöse Bedeutung. Er hütet ihn wie seinen Augapfel und bewahrt ihn unter einer besonders gesicherten Glasglocke vor bösen Leuten.

Nicht nur die reichste Ente der Welt, sondern auch wir Menschen hängen an unseren Erstlingen. Wir sind stolz auf unsere ersten Erfolge und die ersten Früchte unserer Arbeit. Die Freude und die Anstrengungen, die wir mit ihnen verbinden, sind oft besonders groß. Ausgerechnet diese „Erstlingsgaben“ sind es nun, die Gott von den Menschen beansprucht:

Ehre Gott mit deinen Opfern gern und reichlich, gib deine Erstlingsgaben, ohne zu geizen.

Opfer heißt: Ich gebe etwas von mir selbst, aus Dankbarkeit oder Barmherzigkeit. In unserem Bibeltext ist von Erstlingsgaben die Rede. Gemeint sind damit erste Früchte und Erstgeburten: also etwas, das mir besonders am Herzen liegt! Und nicht nur so viel, dass es gerade reicht, sondern reichlich. Mehr als eigentlich notwendig.

Orientalische Gastfreundschaft zeigt sich an einem üppigen Buffet mit einer großen Vielfalt an Speisen. Die Größe der Gastfreundschaft bemisst sich daran, wie viel noch da ist, wenn alle satt sind! Es wird nicht kleinlich berechnet, dass möglichst wenig übrig bleibt, sondern es wird großzügig aufgetischt! In diesem Sinne fordert der jüdische Weisheitslehrer Jesus Sirach zu Opfern auf, ohne zu geizen. Ein Opfer im alten Israel ist eine Gabe und wird vor dem Hintergrund der Gastfreundschaft verstanden: Gott wird wie ein Ehrengast eines Festmahls geehrt, indem ihm (zurück) gegeben wird! So wird der Ort des Opfermahls zu einer Begegnung mit Gott.

Im alten Altargesetz heißt es: „An jedem Ort, wo ich meines Namens

gedenken lasse, da will ich zur dir kommen und dich segnen.“ (2.Mose

20,24). Als Opfer gab es Pflanzen- und Tieropfer, die zubereitet wurden und

vor Gottes Angesicht verzehrt oder verbrannt oder vergossen wurden.

Ein besonderer Vertrauensbeweis auf die Güte Gottes liegt in den

„Erstlingsgaben“. Wer die ersten Früchte gibt, die er geerntet hat, oder das

erste Zicklein opfert, das geboren wurde, der vertraut darauf, dass auch

zukünftig genug da ist. Es wird nicht aus dem Überfluss heraus gegeben, was

man noch erübrigen kann und dessen Verlust man quasi gar nicht bemerkt,

sondern es wird aus Dankbarkeit die erste empfangene Gabe losgelassen.

Im Neuen Testament hat das Opfer reinigende, sühnende Kraft. Gott opfert

seinen Sohn aus Liebe zu uns Menschen. Diese Liebe weiterzugeben, ist das

Kennzeichen eines Christen. Die Hilfe für notleidende Menschen, die

Nächstenliebe, ist oberstes Ziel. Dazu braucht es materielle Güter, aber auch

Zeit, die wir persönlich ‚opfern‘. Durch materielle Spenden helfen wir den

Hungernden in der ganzen Welt. Das ist gut und notwendig, leben wir doch

in einem der reichsten Länder der Erde. Doch gibt es ein darüber hinaus.

Denn vor unserer eigenen Haustür können wir uns selbst einbringen, uns Zeit

nehmen für Einsame, Trauernde, Kranke oder gescheiterte Menschen.

Großzügigkeit ehrt Gott! Sie spiegelt etwas von der Großzügigkeit Gottes

selbst wider, der verschwenderisch und vorbehaltlos seine Barmherzigkeit

und Liebe verschenkt! Wer geizt, ist ängstlich, ob ihm genug bleibt. Wer

reichlich gibt, lässt los! Wer reichlich gibt, vertraut nicht auf seinen Besitz

und seinen Ernteertrag, sondern auf Gott selbst, der Geber aller Gaben ist

und die Bedingungen für Wachstum und Gedeihen geschenkt hat! So

gesehen macht Geben freier und reicher, nicht gebundener und ärmer.

Eine Anfrage also an uns: Wie steht es eigentlich mit deinem Gott-

Vertrauen? Gibst du gern und reichlich? Im Überfluss, oder gerade so, dass es

reicht? Oder gar nicht? Da geht es nicht nur um die Kollekte: Sind es eher die

kleinen Münzen oder die großen Scheine, die du gibst? Auch nicht nur nach

deinem Spendenbeitrag zu unseren großen Gemeindeprojekten wie dem

Glockenbau wird gefragt. Das auch. Bei allem Geben geht es zuerst um dein

Herz, ob es offen ist, sich den anderen neben dir zuzuwenden, dich selber zu

verschenken: Mit deiner Kraft, Zuwendung, Liebe und Anteilnahme weil du

so reich von Gott beschenkt bist.