Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. (Psalm 73, 23-24)
Ein trotziges „Dennoch“ schleudert uns der Beter
entgegen. Unabhängig von allen Widrigkeiten – dennoch hält der Beter
an Gott fest. Er bleibt bei Gott für immer. Der Beter kann es, weil Gott ihn
bei seiner rechten Hand hält und ihn leitet. So ist es Gottes Werk. Diese
Bekundung der Treue Gottes kommt aber nicht aus einer Hochphase mit
Gott, aus dem Erleben inniger Nähe und der Erfahrung des
überfließenden Segen Gottes, wie man zunächst meinen könnte. Nein,
sie kommen aus der Krise. Aus der Auseinandersetzung mit den
Ungerechtigkeiten, die der Beter in seiner Welt wahrnimmt. Aus seinem
Unverständnis, dass es den Gottlosen so gut geht, während es ihm als
Gottesfürchtigem schlecht geht. Das Besondere ist jedoch, dass der
Beter nicht bei seiner Verzweiflung über die Ungerechtigkeit stehen
geblieben ist. Nein, er geht aktiv damit um, konfrontiert seinen Gott.
Das Ergebnis dieser Konfrontation sind die oben genannten Verse, die
Treuebekundungen an Gott, dass egal was ist, wie ungerecht die Welt
auch sein mag, der Beter an Gott festhält. Dieses Bekenntnis mündet
schließlich in den Vers der aktuellen Jahreslosung „Gott nahe zu sein ist
mein Glück“.
An den äußeren Umständen und den Ungerechtigkeiten hat sich noch
nichts verändert. Aber die innere Einstellung des Beters hat sich
gewandelt. Die Nähe zu Gott ist ihm wichtiger als aller irdische Ruhm.
Sein Gott wird ihn am Ende mit Ehren annehmen. Das ist seine
Gewissheit.
Die Vertröstung auf das Jenseits wurde in der Vergangenheit sicher
übertrieben und die Aufwertung des diesseitigen Lebens möchte ich
nicht missen. Und dennoch ist diese ewige Perspektive, wie sie der Beter
hier betont, nicht von der Hand zu weisen und tut auch mal wieder gut.
Mein Blick auf die Welt mit all ihren Ungerechtigkeiten kann schnell sehr
eng werden. Dann kann ich mich entweder zurückziehen und daran
verzweifeln. Oder ich kann in das Heiligtum Gottes gehen und Gott damit
konfrontieren und mir Seine Perspektive auf die Welt und die Ewigkeit
schenken lassen.