Andacht zum Monatsspruch - Januar 2014

Lass mich am Morgen hören deine Gnade;

denn ich hoffe auf Dich.

Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll;

denn mich verlangt nach dir.

(Psalm 143,8)

Über ihr noch vier Meter steile Wand, unter ihr zehn Meter freier Fall… So kommt es ihr zumindest vor. Sie will da noch hoch! Man hört das Klicken der Karabiner, mal klatscht ein Seil auf den Boden und verschiedene Kommandorufe sind zu hören.
Ihr Partner dort unten sichert sie. Der schaut hoch, feuert sie an, gibt ihr gute Tipps, um die Nuss zu knacken. Noch hängt sie da in ihrem Klettergurt und merkt, wie sie langsam die Kräfte verlassen – noch keine gute Kondition nach der langen Pause. Doch dann packt sie der Ehrgeiz und ihr Blick gleitet wieder prüfend über die nächsten Griffe. So könnte es funktionieren. Sie steigt wieder in die Route und ignoriert einfach die Tatsache, dass ihre Finger nicht mehr alle Kraft aufbringen können und von so manchem Griff abzurutschen drohen. Der Wille ist stärker und endlich ist sie oben, unter dem Dach der Kletterhalle. Einen Moment lang genießt sie die ''Aussicht'' bevor ihr Kollege sie wieder auf die Erde zurück befördert.
Es war bisher eine der schwersten Routen die sie geklettert ist. Dabei gibt es noch einige höhere Schwierigkeitsgrade. Aber sie ist um eine Erfahrung reicher und wieder glücklich, etwas geschafft zu haben. Sie war oben, hat was erreicht.

 

Geht es mir als Christ nicht auch manchmal so?
Ich stehe vor einer Herausforderung (welcher Art auch immer, da hat jeder so seine Schwierigkeitsgrade zu überwinden) und denke es geht nicht mehr. Dann gibt es da vielleicht Freunde, Kollegen, irgendwelche Mitmenschen, die mich anfeuern, mir Tipps geben, weil sie entweder an der Stelle auch schon einmal hingen, oder weil sie von ihrer Position einfach eine andere Sicht haben und Dinge erkennen, die für mich schwer zu sehen sind. Und plötzlich sind da noch Kraftreserven, die man vorher nicht erahnen konnte. Es geht vieles, wenn ich will.

 

Lass mich am Morgen hören deine Gnade; denn ich hoffe auf dich. Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir.

 

Will ich das überhaupt wissen, was Jesus von mir will, dass ich tun soll? Sind wir heute nicht ein wenig weiter als der Hirtenjunge David vor 3.000 Jahren? Haben wir nicht links und rechts von uns viele kluge Berater, die uns sagen, was wir zu tun haben?

 

Bei einem der klügsten Theologen seiner Zeit, der für viele Menschen zum Segen geworden ist, habe ich eine interessante Feststellung gemacht: Mitten in seinem eifrigen Einsatz, die Leute, die Jesus nachfolgen, gefangen zu nehmen und nach Jerusalem zu bringen, damit ihnen dort der Prozess gemacht wird, begegnet ihm Jesus auf seinem Weg nach Damaskus. Er, der kluge Eiferer für Gottes Sache, wird gestoppt. Auf seine erstaunte Frage: „Herr, wer bist du?“ erhält er die Antwort: „Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst.“ (Apg. 20,8) Und der kluge, begabte Anwärter auf einen theologischen Lehrstuhl in Jerusalem, der Kenner der alttestamentlichen Schriften, macht die Bitte unseres Wortes zum Tag zu seiner Bitte: „Herr, was soll ich tun?“ (Apg. 20,10) Und Jesus sagt ihm, was er zu tun hat: "Steh auf und geh nach Damaskus. Dort wird man dir alles sagen, was dir zu tun aufgetragen ist" (Apg. 20,10 b). Saulus von Tarsus gehorcht. Er geht nach Damaskus und lässt sich von einem, der schon auf der Todesliste stand, den Weg zum ewigen Leben zeigen. Dadurch veränderte sich nicht nur seine Sichtweise. Sein ganzes Leben bekam eine neue Richtung. So wurde er zum Segen für viele.

 

„Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll“ ist die wichtigste Bitte für jeden Tag. Das setzt die Bereitschaft zum Hören und Tun voraus. Gottes Geist gibt uns durch sein Wort, die Bibel, die Rahmenbedingungen vor, wie wir den heutigen Tag gestalten sollen. Er hilft mir, wenn ich bereit bin, mir helfen zu lassen. Deshalb will ich aufhören mit dem Verschanzen hinten klugen Argumenten, die mit „Ja – Aber“ eingeleitet werden. Folgen, Vertrauen ist gefragt. Egal, wie schwer es uns gerade fällt: Vergessen wir dabei nicht: Der Weg, den er führt, ist immer ein Segensweg, der zum Ziel führt.

 

Denken wir noch einmal an die Klettertour vom Anfang zurück: Ist dann nicht auch ein glücklicher Moment, wenn man etwas geschafft hat, überstanden hat, wieder ein Stück gewachsen ist?
Wir brauchen uns gegenseitig um uns zu sichern – Klettern ohne Sicherung wäre lebensgefährlich. Und wie gut, dass Gott doch letztlich auch die Hand am Seil hat, meine Lebenssicherung ist.

 

Ich wünsche mir und uns als Gemeinde auch dieses Verlangen nach Gott und ich will auch jeden Morgen seine Gnade hören. Ich wünsche mir auch, dass er mir den Weg zeigt, den ich gehen soll. Und ich bin auch gespannt, was Gott mit uns als ganzer Gemeinde im neuen Jahr vorhat, welche Wege er uns führt. Eins weiß ich sicher, er hat gute Gedanken und gute Pläne für uns, darauf können wir uns verlassen und so getrost auf das schauen, was kommt. Wir dürfen uns immer wieder daran erinnern lassen: Wir leben hier auf der Erde in einem Zwischenland und Gott kennt mich besser als ich mich selber kenne.

 

 

Auf geht’s, Herausforderungen angehen ist gut. Vertrau deinem Sicherungspartner!