Andacht zum Monatsspruch - Juli 2013

Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht!

Denn ich bin mit dir. 

(Apg. 18,9-10)

„Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.“ Von Kurt Tucholsky stammt dieser Satz. Er könnte auch vom Apostel Paulus kommen. Paulus war vor fast 2000 Jahren unterwegs, um den Menschen seiner Zeit von Jesus Christus zu erzählen. Dass dieser Jesus der Sohn Gottes sei, der Frieden zwischen Gott und den Menschen geschaffen habe, das kam  nicht bei allen Zuhörern gut an. Im Gegenteil: Paulus war wegen dieser Äußerungen mehrfach in Lebensgefahr. Und ich habe den Eindruck: ihn verließ auch manchmal der Mut.

Paulus ist in Korinth, verdient seinen Lebensunterhalt mit Zeltmacherei und lebt bei Aquila und Priscilla. Wie es seine Gewohnheit ist, geht er regelmäßig in die Synagoge und predigt dort. Nach einiger Zeit erkennt er durch den Heiligen Geist geführt, dass der Zeitpunkt gekommen sei, den Juden Jesus als den Messias zu bezeugen. Das bringt die jüdische Gemeinde in Aufruhr. Der aufflammende Widerstand der Juden führt so weit, dass Paulus sich aus der Synagoge zurückzieht. Er wählt das Haus eines gottesfürchtigen Mannes als neuen Wirkungsort. Dort treffen sich regelmäßig interessierte Männer und Frauen, die sich durch die Predigt des Paulus ansprechen lassen – eine christliche Gemeinde entsteht.

Zwei Dinge machen diese Situation pikant: dieses Haus, in dem eine Gemeinde entsteht, liegt direkt neben der Synagoge. Die Juden haben das Ärgernis der jungen christlichen Gemeinde ständig vor Augen. Zweitens wendet sich in dieser Zeit der Synagogenvorsteher Jesus Christus zu. Mehr Sprengstoff könnte den ohnehin aggressiv gestimmten Synagogen-Juden kaum geboten werden.

Man kann sich leicht vorstellen, wie der Konflikt zwischen Paulus und den Juden, zwischen Synagoge und benachbarter christlicher Gemeinde sich immer mehr zuspitzt. Dass Paulus in dieser Situation ebenfalls unter starker Anspannung steht, kann man sich ebenfalls gut vorstellen. Zweifel über den richtigen Weg und die nächsten Schritte werden ihn bewegt haben, auch die Frage, ob er seinen Auftrag richtig verstanden hat. Soll er wirklich an diesem Ort weiter predigen oder sich lieber zurückziehen, damit der Konflikt zwischen Juden und Griechen sich beruhigen kann?

Gott redet zu Paulus in der Nacht und sagt zu ihm: „Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht!“ Und fährt fort: „Denn ich bin mit dir und niemand soll dich angreifen, dir Böses zu tun; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.“

Diese unmissverständliche, wegweisende Botschaft hört Paulus:

Gott bestätigt seine Berufung und seinen Auftrag und Gott öffnet Paulus die Augen für seine Perspektive, zeigt ihm seinen Platz darin und verspricht ihm Schutz.

Wie beeindruckend und wie ermutigend muss dieses unmissverständliche Reden Gottes für Paulus gewesen sein!

Gott durchbricht das Gedankenkarussell und die Sorgen und lenkt den Blick zurück auf sich und seine Sicht der Dinge. Und das mitten in der Nacht, gerade zu der Zeit, zu der Grübeln und Sorgen oft am stärksten sind.

„Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht!“. Paulus hatte diesen Zuspruch offensichtlich dringend nötig.

Mir geht es oft genauso. Soll ich jetzt was sagen oder halte ich doch besser meinen Mund? Fast täglich stelle ich mir diese Frage. Im Beruf, in der Familie, bei Freunden, im Verein, in der Schule, in meiner Kirchengemeinde gibt es immer wieder Situationen, die mich genau vor diese Entscheidung stellen:

Mund aufmachen oder schweigen, wenn Kinder misshandelt, Gerüchte verbreitet werden oder vom erfolgreichen Steuerbetrug geschwärmt wird? Dabei geht es oft auch um meinen Glauben. Aber mehr noch um meinen Charakter. Stehe ich öffentlich zu dem, wovon ich überzeugt bin, was ich für richtig halte? Woran ich glaube? „Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht!“ Das ist ein starker Satz. Den will ich mir merken, wenn ich wieder vor der Wahl stehe: Reden oder schweigen?

Zwei Dinge ermutigen mich an diesen Versen:

Erstens erinnere ich mich, dass Gott gerade in solchen Situationen auch zu mir gesprochen und mir Ruhe und Zuversicht gegeben hat. Und dann weiß ich, dass dieser Losungsvers, gekoppelt mit meiner eigenen Erfahrung, mir Zuversicht geben will. Er erinnert mich daran, dass es nicht nötig ist, nachts wach zu liegen. Er sagt mir, dass Gott jederzeit bereit und in der Lage ist, klärend und wegweisend zu reden, dass er mich nicht allein lässt mit unklaren Situationen und der Unsicherheit über die nächsten Schritte.

Zweitens werde ich ermutigt: Egal, wie blöd ich mir vorkomme, egal wie unangenehm es ist oder was die anderen darüber denken:

Gott hat so viel Gutes an mir und dieser Welt getan: Das gehört weitergesagt: diese grenzenlose Liebe, die vor dem eigenen Sohn nicht halt macht, nur um das Beste für seine Menschen zu tun.

Dies für mich zu behalten wäre Verrat an Gottes Liebe und seiner Zuwendung zu mir. Alle sollen es erfahren, was ich tolles erlebt habe und wie mein Leben lebenswert geworden ist. Jeder soll die Möglichkeit haben, sich für ein sinnvolles Leben entscheiden zu können.