Andacht zum Monatsspruch - Februar 2013

Schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei.

(Lukas 11,35)

Vielleicht kennst Du das Gefühl oder kannst Dich in meine Lage versetzen: In den ersten Jahren, nach dem ich als Pfarrer nach Waldkirchen kam, bin ich noch jede Woche nach Bautzen gefahren, um in der dortigen JVA weiter die Gefangenen zu besuchen und die Redaktionssitzung für die Gefängniszeitung zu leiten.

Manche der Gefangenen, die ich auf ihren Hafträumen besuchte, oder denen ich im Hafthaus begegnete, strahlten massiv Finsternis aus und ich fühlte mich unwohl in ihrer Gegenwart. Obwohl die Sonne oder das Neonlicht taghell schienen und die Leute auch recht freundlich zu mir waren, sich freuten, dass einer sie besuchen kam. So wie das auch im Leben „draußen" manchmal ist. Da hat man so eine Beklemmung, Unruhe oder ein mulmiges Gefühl in Gegenwart mancher Menschen. Etwas Dunkles, Deprimierendes umgibt sie trotz des Lichtes um sie herum.

Genau das scheint unser Monatsvers zu beschreiben: „Schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei" (Lukas 11,35). Trotz des Lichtes, das uns gegeben ist, kann es dunkel  in uns sein oder Finsternis von uns ausgehen.

Auch in der Bibel finden wir solche Geschichten. Da ist z.B. Kain, der seinen Bruder Abel tötet. Der Neid hatte ihn finster gemacht, obwohl er es gut hatte. Gott stellt ihn zur Rede: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? Ist’s nicht also? Wenn du gut bist, so kannst du frei den Blick erheben... " (1. Mose 4, 3-7)

Kain senkte den Blick. Er war zornig. Die offene Begegnung findet mit den Augen statt. Er schaute zu Boden, und so zerbrach er nicht nur die Beziehung zu seinem Bruder, sondern auch seine Beziehung zu Gott.

Im Matthäusevangelium erzählt Jesus von einem gütigen Mann. Gerade wegen seiner Güte erntet dieser Mann böse Blicke. Schließlich sagt der Mann zu einem, der über ihn schimpft: „Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht... Habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin?" (Mt 20,13 + 15)

„Siehst du scheel drein?" –Scheel heißt schief. Ein schiefer Blick auf das Leben, ein Blick, der alles verzerrt, der auch das Gute nicht gut finden kann, ein Blick, der in Gottes Güte nur Ungerechtigkeit sieht.

 

Einmal blieb damals auf der Fahrt von Bautzen nach Hause mitten in der Nacht mein Opel Kadett stehen. Nichts ging mehr und weit und breit keine Hilfe in Sicht. So machte ich mich mitten in der Dunkelheit auf den Weg, um Hilfe oder wenigstens ein Telefon zu finden. Irgendwo im Dunkel schimmerte dann das rettende Licht einer Telefonzelle und ich konnte den Abschleppdienst rufen. In der Werkstatt war der Fehler schnell gefunden: Die Lichtmaschine hatte nach vielen (fast 200tausend) Kilometern ihren Geist aufgegeben.

 

Mein Glaube ist so etwas wie die Lichtmaschine meiner Seele. Und seine Kraft kommt aus der lebendigen Verbindung zu Gott. Eine Wartung einmal im Jahr zu Weihnachten scheint mir da vielleicht ein bisschen zu wenig für diese lebenswichtige Verbindung. Da sollte ich wohl besser regelmäßig dran bleiben.

Ich will ja nicht plötzlich allein und ohne Licht im Dunkeln stehen.

 

Meine Kinder schauen gern mal Seeräuberfilme wie z.B. „Fluch der Karibik" und kennen das: Nicht immer haben Piraten bei Tag und auf offener See angegriffen. In Küstennähe haben sie die Leuchttürme gelöscht und dafür Leuchtfeuer so angebracht, dass die fette Beute strandete oder an Klippen leckschlug. Das Licht wurde seiner positiven Eigenschaft beraubt und zum Schaden benutzt. So wird das Licht, das den Weg weisen sollte, zur Finsternis, zum Irrweg.

Nicht alles, was nach außen toll und glitzernd aussieht, bringt Segen und Leben. Viele Heilsangebote, die im Sinn des Zeitgeistes Licht verbreiten wollen, erweisen sich als Irrlichter, die ins Unglück führen.

Für die Übersetzung des Bibelwortes in unser Leben heißt das dann zum Beispiel, was als Führung im Sinne Gottes gedacht ist, wird zur Verführung in eigener Sache. Wir leben mit und von der Gnade Gottes, sind aber selber gnadenlos. Wir vertrauen darauf, dass Gott uns heil macht, tragen aber selbst Unheil in unser Leben und ins Leben anderer Menschen.

Ja, Licht kann finster sein, wenn wir seine Strahlkraft verdunkeln. Sogar das göttliche Licht in uns kann finster werden, wenn wir versuchen, unsere eigenenLeuchtfeuer so zu setzen, dass sie nichts mehr mit dem zu tun haben, was Gott will: Orientierung, Helligkeit, Wärme zum Leben. Wir strahlen etwas aus. Dass es unbedingt zum Leben führen sollte, ist die Mahnung des Monatsspruchs. Schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei.

Vielleicht kann zu unserem Gebet werden, was Georg Bachl in seinem Büchlein „Mailuft und Eisgang"(1998) geschrieben hat: „Ein wenig möchten wir in dieser Kirche zurücklassen von den schwarzen Gefühlen, von den Wünschen, die aus Blei sind, von der Freude am Blut und am Tod, von unserer Dummheit, am liebsten den ganzen giftigen Müll. Du bist stark genug, du kannst das Zeug löschen mit einem Atemzug. "