Vivit! Er lebt!

Ein Konzentrationslager. Ein politischer Gefangener wird aus seiner Isolationshaft zu einem der zahllosen Verhöre abgeführt und hat viele Stunden körperlicher und seelischer Gewalt vor sich. Innerlich gedemütigt und gebrochen verlässt ihn langsam, aber sicher der letzte Lebensmut. Mitgefangene scheuen sich davor, ihm Mut zu machen. Denn wer ihn anspricht, riskiert selbst sein Leben. Und dennoch: Einer der Mitgefangenen hinterlässt ihm auf dem Weg in die Verhörräume eine Nachricht und schreibt mit dem Besen, mit dem er den Hof fegen muss, "vivit" in den Staub. "Vivit", "Er lebt", der alte Osterruf, mit dem sich Christen der Auferstehung Jesu vergewissern. Neuer Mut steigt in dem Gefangenen auf: Jesus lebt, mit ihm auch ich. So dürfen Christen glauben: Egal, wohin sie der Weg führt, auf dem Weg ist der Auferstandene vorausgegangen. Er wartet unterwegs immer wieder auf uns, um uns aus der Kraft seiner Auferstehung durch Todesgefahren zum Leben zu bringen. Auch Luther wird nachgesagt, in Stunden der heftigsten Anfechtung "vivit" mit Kreide auf Tische und Bänke, Wände und Türen geschrieben zu haben, um neuen Mut zu schöpfen. Seine Frau soll dieses Wort irgendwann in den Torbogen des Eingangs von Luthers Haus eingemeißelt haben, damit alles, Ausgang und Eingang, buchstäblich unter dieser Verheißung steht. Wir leben von Ostern her! Das bedeutet: Der Tod ist Vergangenheit und mit ihm auch die vielen kleinen Tode, die wir täglich sterben müssen. Über allem strahlt das Licht des Auferstandenen und nimmt dem Tod den Schrecken. Und in allem trägt die Kraft des Auferstanden und nimmt dem Tod das letzte Wort!


- Psalm 13

Wie lange noch, Herr?

Ein Lied Davids.

Herr, wie lange wirst du mich noch vergessen, wie lange hältst du dich vor mir verborgen?

Wie lange noch sollen Sorgen mich quälen, wie lange soll der Kummer Tag für Tag an mir nagen? Wie lange noch wird mein Feind über mir stehen?

Herr, mein Gott, wende dich mir wieder zu und antworte mir! Lass mich wieder froh werden und Mut gewinnen, sonst holt mich noch der Tod.

Mein Feind würde triumphieren und sagen: "Den habe ich zur Strecke gebracht!" Meine Unterdrücker würden jubeln über meinen Tod.

Ich aber vertraue auf deine Liebe und juble darüber, dass du mich retten wirst. Mit meinem Lied will ich dich loben, denn du hast mir Gutes getan.


Vor Gott darfst du bitter klagen, dunkle Sorgen bei Namen nennen, stumme Schwermut hinausschreien, düstere Zweifel in Worte fassen, verborgene Schuld an den Tag bringen.

Dein Gott ist dir nahe in deiner Not, weiß um die Last deiner Tage, sieht in die Tiefen deiner Seele, kennt die Verwirrung deiner Gedanken, lässt dich nicht los in deiner Angst.

Auch du darfst das Lied lernen;

"Mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst. Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut."                                                           Gedanken von Johannes Hansen


Emmaus

Enttäuscht, verzweifelt, ausgebrannt, durchziehen zwei Freunde das staubige Land. Die letzten Tage, ein Alptraum ohnegleichen, ihr Glaube, ihre Hoffnung, alles musste der Verzweiflung weichen. Was hatte ihr Glaube, ihr Leben noch für einen Sinn, nach der Tragödie in Jerusalem – und sie statt nur dabei, voll mittendrin. Was hatten sie nur für Pläne mit ihrem Meister, ihrem Herrn, er war doch ihr Abend- und ihr Morgenstern. Gekreuzigt, verspottet und begraben, anderen konnte er doch helfen, durch Wunder, Heilung, Gaben. Er sprach von sich als Gottes Sohn, stimmte es am Ende doch nicht und war dieser Tod sein gerechter Lohn? Fragen über Fragen und keine Antwort für das enttäuschte Herz, bloß weg von Jerusalem, von der bitteren Erinnerung und dem tiefen Schmerz. So sind sie nun unterwegs nach Emmaus, zwei Jünger in ihrem tiefen Leid und bemerken auf einmal einen weiteren Wanderer auf ihrem Weg der Einsamkeit. „Was bekümmert euch und was schaut ihr so traurig drein?“ fragt der Neuling,- diese Frage scheint für unsere Freunde unfassbar zu sein! „Sag, bist du der Einzige, der nichts von der Tragödie gehört, von dem Tod eines Gerechten in Jerusalem, der die Hoffnung der Menschen für immer zerstört? Wir glaubten er sei es, auf den unsere Propheten schon vor Jahrhunderten schauten, der Erlöser Israels, Jesus, auf den wir alle unsere Hoffnungen bauten. Doch unsere Hoffnung ist gekreuzigt, gestorben, begraben, nichts bleibt uns mehr von dem, wofür wir unser altes Leben aufgaben!“

Der Fremde hört still zu, ihrem Trauern und Klagen, doch dann ergreift er das Wort, wie es scheint, hat er ihnen etwas wichtiges zu sagen. „Oh ihr Toren, zu trägen Herzens um eure Propheten zu versteh´n, musste nicht Christus all dies erleiden, um dann in seine Herrlichkeit ein zu geh´n?“ Und so beginnt der Fremde unsere Freunde zu unterrichten, über all ihre Propheten, deren Verheißungen und Geschichten. Die Jünger hören ihm gespannt und leise zu, die Worte ihres Begleiters schenken ihnen Freude, ja sogar innere Ruh. Es wird Abend, da kommt unsere Gruppe in Emmaus an, die beiden Wanderer sind von dem Fremden und seinen Worten sehr angetan. „Bitte bleibe bei uns, denn der Tag hat sich geneigt, wir möchten gern noch mehr von dem hören, was du uns auf dem Wege hast aufgezeigt!“ Da sitzen sie nun, drei Männer im Abendrot, ihr Gast betet und bricht vor ihren Augen das Brot. Und da, - plötzlich erkennen sie ihn, es ist Jesus, der ihnen erschien! In einem Moment von unfassbarem Glück, entschwindet „der Fremde“ und lässt zwei überraschte Wanderer zurück. „Brannte nicht unser Herz auf dem Weg hierhin, als er uns die Schrift erklärte, ihre Bedeutung, ihren Sinn?! Wie haben wir ihn nicht vorher schon unterwegs erkannt, als er uns unsere Herzen öffnete und unseren Verstand?“ So sehen wir wieder zwei Wanderer, eilend ziehen auf Israels staubigen Straßen, zwei Freunde, die ihr Glück und die Freude ihrer Herzen kaum fassen. Sie bringen eine frohe Botschaft ihren Freunden, der ganzen Welt, Jesus lebt, die Prophezeiungen haben sich erfüllt, Gott hat seinen Sohn der Menschheit vorgestellt! Autor: Nicolai Derksen Bilder:                   Catrin Baisch