Jahresthema Gottesdienst: Die Anbetung Gottes

Gleich zu Beginn des Gottesdienstes begegnet uns die Anbetung Gottes in der Liturgie. Doch es gibt auch andere Formen der Anbetung: In Worten, in Chorälen oder in modernen Lobpreisliedern, still sitzend und hingegeben, hüpfend, springend und Fahnen schwenkend, einfach betend oder singend, mit Instrumenten, Orgel, Trommeln, Lobpreisband, Pauken und Trompeten. Die Bibel kennt viele Formen. Heute wollen wir tiefer blicken: Was ist das Wesen der Anbetung Gottes? Bei der Anbetung gehen die Meinungen doch relativ weit auseinander, schon wenn man die unterschiedlichen Musikstile betrachtet!

 

Ein älterer Landwirt kam eines Tages in die Stadt und besuchte dort zum ersten Mal den Gottesdienst einer großen Gemeinde. Als er nach Hause kommt, fragt ihn seine Frau, wie es war. „Na ja, es war gut. Sie machen einiges anders! Sie singen Lobpreislieder statt Choräle.“ „Lobpreislieder?” sagte seine Frau, "Was ist das?" "Oh, die sind in Ordnung. Sie sind wie Choräle, nur etwas anders.“ sagt der Landwirt. "Gut, was ist der Unterschied?“ fragt seine Frau. Naja, es ist etwa so – wenn ich zu dir sagen würde: "Martha, die Kühe sind im Kornfeld", das wäre ein Choral. Wenn ich aber zu dir sagen würde:"Martha, Martha, Martha, Oh, Martha, Martha, Martha, die Kühe, die großen Kühe, die braunen Kühe, die schwarzen Kühe, die weißen Kühe, die schwarzen und die weißen Kühe, die Kühe, Kühe, Kühe sind im Kornfeld, sind im Kornfeld, sind im Kornfeld, das Kornfeld, Kornfeld, Kornfeld!!! ‘Oh, Oh, Ooooooooh, ja, es ist wahr, die ganze Herde ist im großen Kornfeld, ja, es ist wahr, die ganze Herde ist im großen Kornfeld!!! Halleluja!"  – das wäre ein Lobpreislied!"...

Übertreibung macht anschaulich – habe ich auf einer amerikanischen Seite im Internet gefunden! Wie geht das aber nun wirklich mit der richtigen Anbetung?

Anbetung ist ein Bereich der christlichen Gemeinde, der erst durch die Pfingstbewegung und später durch die charismatische Gemeindeerneuerungsbewegung mehr in das Blickfeld evangelikaler Gemeinden gerückt ist. Viele wissen bis heute nicht, was sie davon halten sollen - andere fahren voll drauf ab, wenn es um „worship“ geht.

 

Was meint die Bibel, wenn sie von Anbetung redet? Wo geschieht Anbetung und was bewirkt Anbetung? In der Offenbarung wird Gott in vielen Situationen angebetet. Alle beugen sich vor dem, der auf dem Thron sitzt und legen ihre Kronen vor ihm nieder und sagen:

Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen. (Offenbarung 4,11) 

 

Wir beten Gott an, weil er würdig ist. Ihm muss Ehre gegeben werden, ganz im Unterschied zu den Menschen. Menschen können wir Ehre geben – Gott ist der einzige, dem Ehre gegeben werden muss! Anbetung kann nur die Ausrichtung auf ihn sein. Leider vergessen wir das nur zu schnell. Gott hat alle Dinge durch seinen Willen geschaffen. An der Schöpfung, an jedem Sonnenuntergang, jedem Berg und jedem Menschen können wir ihn, den Schöpfer erkennen!

Martin Luther hat in seinen Tischreden gesagt: „Heute habe ich ein Wunder Gottes gesehen. Als ich aus dem Fenster schaute, zog eine Wolke vorbei, so einzigartig wie sie nur Gott machen kann.“ Aber leider vertauschen die Menschen immer wieder Gott und seine Schöpfung. Anstatt ihn anzubeten, wird das angebetet, was er geschaffen hat. Das ist ganz schlicht und einfach Götzendienst!

Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. (Römer 1,21)

 

Oft sind es nur Gedanken, die die Verschiebung der Mitte offenbaren – es müssen nicht die Taten sein! Echte Anbetung rückt diese Verschiebung wieder zurecht – mein Herr rückt in die Mitte und das, was bisher dort Platz genommen hatte – meine Überzeugungen, meine Gedanken, meine Herzenswünsche, vielleicht aber auch ein bestimmter Mensch, meine Arbeit, meine Kinder, mein Haus, mein Garten oder die schönen Reisen – müssen Platz machen für ihn! Wenn es in meinem Herzen nicht stimmt, dann nützen auch die schönsten Lieder und die beste Stimmung nichts! Anbetung hat nichts mit Musikstilen oder Wortwiederholungen usw. zu tun!

Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an.

 

Zur Zeit des Propheten Amos war in Israel äußerlich alles beim Besten. Im Tempel wurden die vorgeschrieben Opfer gebracht. Die Israeliten haben die Feiertage eingehalten und fleißig Psalmen gesungen, aber Gott lässt ihnen ausrichten:

Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speiseopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! (Amos 5,22.23)

 

Wenn ich manche Diskussion über Musik heute höre, dann könnte man den Eindruck gewinnen, es hat wahrscheinlich schon damals daran gelegen, dass sie nur nicht die richtigen Lieder gesungen haben oder statt der Harfe besser ein Harmonium genommen hätten.

Anbetung hat nichts mit diesen Äußerlichkeiten zu tun! Gott sagte seinem Volk damals, was er von ihnen erwartet:

Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. Wer ihn anbetet, der muss ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. (Amos 5,24)

 

Was heißt das?

1. Anbetung im Geist

Als Jesus am Jakobsbrunnen einer samaritanischen Frau begegnet, bietet er ihr lebendiges Wasser an. Wasser, von dem man nicht mehr durstig wird. Normales Wasser hält nicht lange an - sein Wasser ist ewig - lässt nie mehr durstig werden! Dieses Wasser ist nichts anderes als der Geist Gottes! Wir können Gott nicht wirklich anbeten ohne seinen Geist.

Wer ihm die Ehre geben will, der muss ihn zuvor zu seinem Herrn machen:

... und niemand kann Jesus den Herrn nennen außer durch den Heiligen Geist. (1.Kor. 12,3)

Natürlich kann jeder die vier Worte aneinander reihen. „Jesus ist der Herr“ !

Aber das sagt noch nichts über sein Herz aus! Man kann fromm wirken und äußerlich alles richtig machen, aber es ist keine Anbetung, weil kein Herrschaftswechsel stattgefunden hat.

Wenn aber der Geist Gottes in unser Herz eingezogen ist und Jesus der Herr geworden ist, dann kann ich auch ihm die Ehre geben.

Ehre wird immer einem Höheren gegeben. Wer nur versucht, Gott zu beurteilen, ob er auch alles richtig macht, der wird immer sich selbst ehren oder sich an das Geschaffene verlieren. Der Mensch, der nicht den Geist Gottes in sich trägt, sucht sich andere Herren!

 

Ich will es noch anders sagen: Wenn die Wohnung in meinem Herzen leer steht, dann ziehen andere Herren ein. Wenn wir uns aber vor Gott demütigen und ihm die Herrschaft über unser Leben anvertrauen, dann zieht sein Geist ein. Das ist unsere Bekehrung oder Wiedergeburt. Sobald dann der Geist in uns ist, lehrt er uns zu beten, Abba zu rufen zu unserem Vater im Himmel. Wenn der Geist Gottes in mir wohnt, bin ich mehr als sein Geschöpf – ich bin sein Kind geworden, das ihn mit Papa anreden darf!

Im Geist sind wir aufgenommen in die Familie Gottes. Wir sind seine Hausgenossen geworden und er wird nun jeden Tag bei uns sein.

Es verändert sich viel, wenn der Geist Gottes in unser Leben einzieht- wahre Anbeter müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten!

 

2. Anbetung in der Wahrheit

Als die Samariterin das lebendige Wasser, das Jesus ihr anbietet, haben möchte, spricht Jesus sie auf die Wahrheit ihres Lebens an:

Geh und ruf deinen Mann und komm wieder her! Die Frau antwortete und sprach zu ihm: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr; Du hast recht geantwortet: Ich habe keinen Mann. Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. (Johannes 4,16-18)

Das ist die harte Wahrheit ihres Lebens - unstillbarer Durst nach Leben, Liebe und Geborgenheit! Bis heute sind wir danach auf der Jagd! Aber wo sind diese Dinge zu finden?

 

Damals gab es Streit, ob in Jerusalem oder auf dem Berg Garizim der richtige Ort ist, um Gott anzubeten. Das ist fast wie heute, wo die einen schwören, dass die Evangelische Kirche der richtige Ort ist, andere wiederum gehen in die Evangelische Christusgemeinde. Anbetung hat weder mit dem einen, noch mit dem anderen zu tun! Anbetung ist die Begegnung mit Gott und Anbetung bedeutet deshalb, dass ich mir meiner Lage vor Gott bewusst werde. Wahre Anbetung Gottes wird immer in die Selbsterkenntnis führen.

 

Als Jesaja Gott begegnet, hatte er das Gefühl zu vergehen:

Weh mir, ich vergehe, denn ich bin unreiner Lippen... (Jesaja 6,5)

 

Anbetung ohne die Erkenntnis meiner Schuld, ohne die Wahrheit über mein Leben ist Heuchelei. Wahre Anbetung geschieht in der Wahrheit. Der Geist Gottes deckt meine Schuld auf, Gottes Geist zeigt mir die Wahrheit über mein Leben! Gottes Geist zeigt mir auch, was ich vielleicht versuche zu verdrängen. Wir wollen oft nur eine Seite sehen - der Geist Gottes zeigt mir die andere!

 

Ich sehe nur das, was ich will - der Geist Gottes zeigt mir, was der andere braucht! Ich sehe nur meine Leistung - der Geist Gottes zeigt mir mein Versagen! Ich sehe nur mein Bemühen - der Geist Gottes zeigt mir meine Motive! Johannes sagt später über den Geist Gottes: Wenn er kommt, dann wird er uns die Augen öffnen über unsere Sünde, unseren Unglauben.

Anbetung bedeutet, ihm die Ehre zu geben, ihn Herr sein zu lassen, ihm recht zu geben. Wo das nicht mehr geschieht, wird Gott bald reden wie zum Volk Israel - ich kann das Geplärr eurer Lieder nicht mehr hören!

Jesaja hatte Angst zu vergehen, aber in der Gottesbegegnung wurde er gereinigt:

Da flog einer der Seraphim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei. (Jesaja 6,6.7)

Das war die Voraussetzung für seinen Dienst als Prophet.

Wer mit Gott reden möchte, der muss ihn kennen!

Wer ihn anbeten möchte, der muss sich selbst kennen!

Wer ihm dienen möchte, der muss seine Schuld kennen!

 

Als die Samariterin ihr Gespräch mit Jesus beendet hatte, lief sie sofort los um es allen zu sagen: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe! Sie ist echt geworden. Sie hat keine Angst mehr, dass man sich das Maul über sie zerreißt. Sie steht zu ihrer Schuld! Die Wahrheit wirkt befreiend! Ich werde nie vergessen, als ein Mann aus dem Bibelgesprächskreis nach Hause ging - ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen - und seinen Bruder aus dem Haus warf - fromme Familie - Bruder spielsüchtig - immer gedeckt - nun Eklat - Bruder wurde frei!

„Manche wollen zudecken - Jesus deckt das alte Leben auf - die Wahrheit macht frei – daraus wächst die Anbetung!“ (Otto Lang)

 

Nimm dir jetzt mal eine Zeit der Stille - Zeit zur Begegnung – Zeit, ihm die Herrschaft anzuvertrauen – Zeit, auf seine Worte zu hören und dich selbst zu erkennen! Zeit, um Vergebung zu bitten! Zeit, Reinigung von unserem Herrn zu erfahren!