"Was halten Sie eigentlich vom Danken?" So fragten Journalisten die Passanten in der Heilbronner Fußgängerzone. "Warum denn danken?", meinte einer, "ich habe mir mein Geld doch selber verdient.
Und wenn ich etwas brauche, dann kaufe ich es ein. Ich habe mir alles sauer erarbeitet." Mit dieser Antwort sprach er für fast alle. Danken war nicht "in". Danken - nein danke, so könnte man die
Antwort zusammenfassen. Danken - nein danke, an diese Grundstimmung meines Lebens kann ich mich noch gut erinnern. Vor einigen Jahren verglich ich mich oft mit anderen. Ich hatte hier und dort
etwas auszusetzen. Ich schaute auf meine Ziele und verglich sie mit den bescheidenen Ergebnissen.
Dadurch wurde ich mürrisch und fing an zu klagen. Mein Denken wurde immer negativer. Und dann äußerte ich sogar meine Gedanken. Darauf gab mir jemand, der mich gut kannte, eine ziemlich barsche
Antwort: "Sei doch dankbar! Denke über dein Leben nach. Du hast es doch gut!" Das saß! Ich hatte mich in ein Denken hineinmanövriert, das mir nicht half. Es machte mich unzufrieden und letztlich
unglücklich. Ich war in Gefahr, für das Gute und Schöne blind zu werden. Wie hilfreich war letztlich diese schroffe Antwort. Ich habe sie bis heute nicht mehr vergessen. Der Rabbi und der
Ziegenbock Ungewöhnlich, ja fast dramatisch war die Antwort eines Rabbi. Ein Mann kam zu ihm und beklagte sich: "Rabbi, mein Leben ist unerträglich. Wir wohnen zu sechst in einem einzigen Raum.
Was soll ich nur machen?" Der Rabbi antwortete: "Nimm deinen Ziegenbock mit ins Zimmer!" "Den Ziegenbock?", wunderte sich der Mann. "Tu, was ich dir gesagt habe", entgegnete der Rabbi, "und komm
nach einer Woche wieder." Nach einer Woche war der Mann total am Ende: "Wir halten es nicht mehr aus, der Bock stinkt so fürchterlich!" Der Rabbi gab ihm den Rat: "Geh nach Hause und stelle den
Bock wieder in den Stall. Dann komm nach einer Woche wieder." Die Woche verging. Als der Mann zurückkam, strahlte er über das ganze Gesicht: "Das Leben ist herrlich, Rabbi. Wir genießen jede
Minute. Kein Ziegenbock - nur wir sechs." Was ich Dummkopf fast vergessen hätte Nein, so drastisch wie in dieser Geschichte war jene schroffe Antwort bei mir nicht. Doch durch sie begann ich
wieder ganz neu nachzudenken: Ich bin gesund. Ich fühle mich in meiner Familie pudelwohl. Ich besitze einen Arbeitsplatz. Ich kann mich an der Schöpfung Gottes von Herzen freuen. An den Blüten im
Frühjahr, auch wenn mich seit Jahren eine Pollenallergie plagt. Ich kenne Menschen, die mich trotz meiner Schwächen akzeptieren und achten. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr spüre
ich: Was bin ich reich! Vieles könnte in meinem Leben ganz anders sein. Es sind ja letztlich alles Geschenke. Eine glückliche Familie kann sich keiner kaufen. Ich Dummkopf hatte das fast alles
vergessen! "Undankbarkeit", so sagte einmal Dietrich Bonhoeffer, "beginnt mit dem Vergessen." Danken hat viel mit Nachdenken zu tun. Es gibt einen, der mich fröhlich macht Doch ich habe ihnen
noch nicht alles gesagt, was mich dankbar und glücklich macht, ja, was mein Herz immer wieder zutiefst berührt. Es ist eine Dankbarkeit, die ich in meinem Leben nie mehr verlieren möchte. Es ist
einer da, der mich begleitet, der mich ermuntert und ermahnt. Der mich fröhlich macht, der mir immer wieder aufhilft. Der mir zusagt: Ich liebe dich. Und diese Liebe zu dir habe ich bewiesen, als
ich am Kreuz mein Leben für dich gelassen habe. Das erlebe ich immer wieder in den verschiedensten Situationen des Alltags. Es sind keine leeren Worte. Jesus Christus ist ein guter Gott. Jesus
Christus ist mein Herr. Ihm will ich zuerst danken, dem Geber des Lebens. Danken dafür, dass er mir so viel Gutes, so viele schöne Gaben gibt.