Andacht zum Monatsspruch - Januar 2016

Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben,
sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2.Tim 1,7)

Als die Herbststürme das Land durchbrausten, war es uns wegen unseres noch offenen Daches nicht wohl zumute. Auch unter vielen Menschen schwelt die Furcht vor den Stürmen des Lebens. Wir spüren vielfach solche Stimmungen. Sie werden nicht nur in Demonstrationen laut und in Wahlen sichtbar. Die Furcht vor der Zukunft angesichts vieler Veränderungen und Befürchtungen - nicht nur wegen der wachsenden Zahl der Flüchtlinge in unserem Land - ist wie ein Aufschrei verletzter Herzen. Die sollten wir hören, uns aber nicht davon umtreiben lassen.
"Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit."
Was für eine Zusage zum Beginn des neuen Jahres. Wir sollen nicht verzagen. Wir müssen nicht verzagen.
Timotheus ist verzweifelt. Er arbeitet tagein tagaus für das gute Werk Gottes. Er möchte Menschen begeistern, anstecken mit der Liebe Gottes, aber sein Bemühen zeigt keinen Erfolg. Paulus' Mitarbeiter ist verzweifelt, er verzagt an seiner scheinbar gescheiterten Mission. Er braucht Hilfe und Unterstützung. Paulus steht ihm zur Seite. Hoffnungsbringer, Wegweiser, Ermutiger, Zusprecher - das braucht Timotheus wie auch wir heute.
Christen – Kinder Gottes sind Menschen, die von Gott beschenkt wurden mit seinem guten Heiligen Geist. Als Christen haben wir ein Anrecht darauf, zu glauben und zu wissen, dass Gottes Geist in uns lebt, dass wir damit eintauchen können in eine göttliche Fülle.
Echte Wertschätzung tut gut und ermutigt weiter zu gehen. Zu Beginn des neuen Jahres spricht Paulus auch uns zu: Gott schenkt uns einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit - seid nicht verzagt. Wie schnell verzweifeln wir an Situationen in unserem Alltag. Verzagtheit zieht sich durch und es findet sich schwer ein Weg aus dem Verzagen heraus. Wir aber sind mit einer Kraft ausgestattet, die größer ist als alles Verzagtsein.
Ein verzagter Geist ist keine Gabe Gottes. Aber der Geist der Verzagtheit ist leider Realität. Er war schon vor Pfingsten am Werk. Wir erkennen sein Wirken schon unter den Jüngern Jesu. Wir erkennen ihn bei Andreas, wenn er angesichts der fünf Brote und der beiden Fische fragt: Was ist das für so viele? Wir erkennen ihn bei Petrus, als er Jesus von seinem Weg abbringen will. Und wir erkennen ihn in den Worten des Thomas, der auf dem Weg zur Auferweckung des Lazarus nur den eigenen Tod vor Augen hat.
Der Geist der Verzagtheit, übersetzt die Einheitsübersetzung. Bei Luther
heißt er: Der Geist der Furcht. Er verbreitet Lähmung, Pessimismus, Zweifel
und Zukunftsangst. Der Geist der Verzagtheit macht Christenmenschen zu
Hasenfüßen. Bis heute.
Er geistert auch in unseren Gemeinden herum und sogar in
Kirchenleitungen. Er richtet unsere Blicke weg von unserem lebendigen
Herrn. Er richtet die Blicke auf Zahlen und Statistiken. Er animiert nicht zum
Gottvertrauen, sondern zum Rückzug. Er tritt äußerst professionell auf,
wenn er uns glauben machen will, dass Ängstlichkeit ein Ausweis von
Kompetenz sei. Hier kann man nur mit dem wunderbaren Wort antworten,
das Luther 1525 an Erasmus von Rotterdam schrieb: "Der Heilige Geist ist
kein Skeptiker".
Paulus erinnert hier daran: Timotheus soll vielmehr den Geist neu anfachen,
den Paulus ihm bei seiner Ordination weitergegeben hat (V. 6). Auch wir
sollen uns alle auf den Geist besinnen, den wir erhalten haben, als wir zum
Glauben kamen. Den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Den
Geist, der uns zu unverschämten Zeugen von Jesus Christus macht (V. 8).
Der ist allerdings kein Geist der Unverschämtheit. Für Paulus auch kein Geist
des Mutes, wie es hier als Gegenteil zum Geist der Verzagtheit eigentlich zu
erwarten wäre. Und schon gar kein Geist des Übermutes. Im Gegenteil: Ein
Geist der Besonnenheit, der Zucht, wie es Luther übersetzt, ein Geist der
Selbstbeherrschung.
Gerade in unserer schnelllebigen Last-Minute-Zeit brauchen wir
Besonnenheit. Besonnenheit heißt, dass ich inmitten all der Hektik einen
ruhigen Kopf behalte und so klug und mit Übersicht handeln kann. Es heißt
auch, dass ich mir Gedanken darüber mache, was mein Leben wirklich trägt.
Du kannst Gottes Heiligen Geist auch heute noch erleben, als einen Gott der
Kraft, der ‚Unmögliches‘ Realität werden lässt, der sogar über unser
Verstehen – übernatürlich in unser Leben eingreift. Das sagt uns Gott zu. Er
will, dass wir mit seiner Liebe, Kraft und Besonnenheit in das neue Jahr
gehen, in dem Wissen: er geht mit und hilft aus aller Verzagtheit des Alltags
hinaus. Darauf dürfen wir vertrauen.